Übergewicht und Adipositas: EU subventioniert Projekte zur Prävention von Übergewicht Heranwachsender

(lb) Die Übergewichtsraten von Kindern und Jugendlichen in Europa haben sich in einigen, aber nicht in allen Ländern Europas in den letzten Jahren stabilisiert (=> „Übergewicht bei Kindern“, Ernährungs Umschau 10/2018, S. M532). Der massive Anstieg der letzten Jahrzehnte hat sich damit immerhin so nicht weiter fortgesetzt.

Aufgabe ist es nun, Kindern wieder ein gesünderes Aufwachsen zu ermöglichen, um „Über“gewicht wieder zu einem eher seltenen Phänotyp zu machen, der der Definition entspricht: Einer Ausnahme, die vom wünschenswerten und gesundheitsförderlichen Gewicht abweicht. Die EU unterstützt seit Mitte 2018 zwei große Projekte, welche die Problematik des Übergewichts bei Heranwachsenden aktiv angehen: STOP und CO-CREATE.

STOP-Study

Ein Zusammenschluss von 31 WissenschaftlerInnen und EntscheidungsträgerInnen aus 16 Ländern startete im Juni 2018 Europas bisher größtes Forschungsprojekt zur Bekämpfung von Übergewicht bei Kindern. Das Projekt STOP (Science and Technology in Childhood Obesity Policy) wird von WissenschaftlerInnen der Imperial College Business School in London geleitet.

Ziel ist es, die besten Ansätze zur Prävention und Behandlung von Adipositas, insbesondere bei jüngeren Kindern (bis 12 Jahre), zu ermitteln und zu testen. Dies beinhaltet auch die Verbesserung unseres Verständnisses dafür, wie die Umgebung, in der Kinder leben, ihr Verhalten und die Entscheidungen der Eltern beeinflussen.

Das Projekt beinhaltet eine Reihe verschiedener Forschungsansätze: So sollen u. a. frühe Anzeichen biologischer Veränderungen, die eventuell zu Übergewicht führen, identifiziert werden. In den Teilnehmerländern Schweden, Spanien und Rumänien soll eine Untersuchung testen, ob digitale Technologien dabei helfen können, das Körpergewicht von sehr jungen adipösen Kindern und ihren Familien, insbesondere aus benachteiligten Verhältnissen, nachhaltig zu verbessern. Geprüft wird im Rahmen des Projekts auch, inwiefern die europäischen Regierungen Maßnahmen wie Steuern, Nährwertkennzeichnungen und Vermarktungsbeschränkungen für Lebensmittel und Getränke zur Bekämpfung von Übergewicht im Kindesalter einsetzen könnten. Zudem sollen die Lebensmittelindustrie und andere kommerzielle Akteure in die Verantwortung genommen und dazu angeregt werden, Lösungen zu entwickeln, um den Konsum von Kindern gesünder zu gestalten. Die verschiedenen Teilstudien laufen über 4 Jahre (Juni 2018 bis Mai 2022) und werden von der Europäischen Union mit 9,95 Mio. € gefördert.

CO-CREATE-Study

Ebenfalls im Juni 2018 fand sich ein Konsortium aus 14 Forschungs- und Interessenvertretungsorganisationen aus 9 Ländern in Oslo zusammen, um ein Projekt zur Bekämpfung von Übergewicht bei jungen Menschen zu starten.

Ziel der CO-CREATE-Studie ist es, durch politische Maßnahmen zur Förderung eines gesünderen Umfelds für Ernährung und körperliche Bewegung die Prävalenz von Übergewicht bei Heranwachsenden in Europa zu senken. Hierzu sollen Wissen und Infrastruktur entwickelt werden, die dazu beitragen, die Wahl gesünderer Alternativen zu vereinfachen und damit gesündere Entscheidungen zu fördern. Da sich das Projekt an Heranwachsende richtet, werden diese aktiv mit in die Gestaltung einbezogen. Jugendliche und Jugendorganisationen sollen den partizipativen Prozess mitgestalten, wobei sie eingebunden sind in die:

  • Entwicklung und Formulierung relevanter Richtlinien 
  • Bewertung der von privaten und öffentlichen AkteurInnen angebotenen Alternativen 
  • Förderung einschlägiger politischer Maßnahmen 
  • Entwicklung von Tools und Strategien für die Realisierung

Ein wichtiges Element von CO-CREATE ist die Verwendung eines gesellschaftlichen Systemansatzes. Damit soll verstanden werden, wie verschiedene gesellschaftliche Faktoren, AkteurInnen und Institutionen, die mit Übergewicht in Verbindung stehen, auf verschiedenen Ebenen interagieren, und welche Auswirkungen diese auf die Politik und Heranwachsende haben. Das Projekt wird auf bestehenden Initiativen und Plattformen aufbauen und neue Möglichkeiten schaffen, um die Jugend mit in Entwicklungen einzubeziehen.

CO-CREATE ist Teil des Forschungsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union, es wird mit 9,5 Mio. € finanziell unterstützt und wird von 2018 bis 2023 andauern.

Quellen:
- Norwegian Institute of Public Health, CO-CREATE, URL: www.fhi.no/en/studies/co-create/  Zugriff 21.11.18
- Universität Oslo, Institute of Basic Medical Science. CO-CREATE: European project on young people, obesity and lifestyle. Pressemeldung vom 08.06.18
- Science and Technology in childhood Obesity Policy, URL: www.stopchildobesity.eu/  Zugriff 21.11.18
- European Public Health Alliance, Pressemeldung vom 05.06.2018
- Imperial College London, Pressemeldung vom 05.06.18



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 2/2019 auf Seite M64.

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