Ernährungsmedizin: Fachgesellschaften fordern Lehrstühle und Inhalte im Medizinstudium

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Fehl-, Mangel- und Überernährung für die Entstehung zahlreicher Erkrankungen verantwortlich sind. Trotz der hohen Relevanz ernährungsmedizinischer Versorgung gibt es an deutschen Universitäten keine Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie.

Zudem sind ernährungsmedizinische Inhalte im Medizinstudium unterrepräsentiert. Sie reichen nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM) nicht aus, um eine adäquate Versorgung auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu garantieren. Deshalb fordern die Fachgesellschaften die Politik zum Handeln auf. Dazu zählt, Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie einzurichten.

Die Ernährungsmedizin ist ein Querschnittsfach, das nicht nur viele Krankheiten betrifft, sondern auch fachübergreifend in allen ärztlichen Fachdisziplinen Bedeutung hat. Im Jahr 2018 wurde die Ernährungsmedizin in die Weiterbildungsordnung aufgenommen und wird derzeit von den Landesärztekammern umgesetzt. Bei der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten – im Studium – werden ernährungsmedizinische Erkenntnisse und Zusammenhänge im Gegensatz zur Weiterbildungsordnung in Deutschland bis heute jedoch überhaupt nicht umgesetzt. „Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wird Ernährungsmedizin an deutschen Universitäten nicht gelehrt. Der Wissensstand der Studenten auf diesem Gebiet ist dementsprechend erschütternd niedrig“, so Professor Dr. med. Gerd Bönner, Präsident der DAEM.

Die ErnährungsmedizinerInnen Deutschlands, die im BDEM, der DGEM und der DAEM vertreten sind und eng kooperieren, möchten auf dieses Problem und die Defizite aufmerksam machen und plädieren für eine Verankerung der Ernährungsmedizin als Querschnittsfach. „Wir fordern die Politik auf, im Interesse der Menschen, insbesondere der Patienten und nicht zuletzt für die Volksgesundheit zu handeln und die Einrichtung von Lehrstühlen für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie in Ausbildung und Forschung an Universitäten und medizinischen Fakultäten zu unterstützen“, so die ExpertInnen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), Bund Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM), Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM), gemeinsame Pressemeldung vom 21.01.2020



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2/2020 auf Seite M72.


Eine Stellungnahme des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin am Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin zu dieser Pressemeldung finden Sie hier.

Das könnte Sie interessieren
Medienumschau 12/2024 weiter
Gesundheitliche und soziale Folgen hängen vom Wohnort ab weiter
„Was isst Bayern?“ weiter
Anhand der Gene vorhersagen, ob eine Ernährungsumstellung helfen kann weiter
Neuer Test verbessert Diagnose von Allergien weiter
Pflanzenbasierte Ernährung – Mehr als nur ein Trend? weiter