Immunsystem: Entzündungsreaktion und Infektionsabwehr nach Nahrungsaufnahme

Nach der Nahrungsaufnahme, besonders nach einer fettreichen Mahlzeit, wird eine Entzündungsreaktion im Körper ausgelöst, die sog. postprandiale Inflammation. Hierbei werden Immunzellen aktiviert und entzündungsfördernde Botenstoffe freigesetzt. Entzündungsreaktionen im Allgemeinen sind für die Abwehr von Krankheitserregern wichtig, tragen aber auch zu verschiedenen Krankheiten im Menschen bei. Im Zusammenhang mit der Ernährung sind Entzündungsreaktionen bedeutend, da Adipositas mit einem kontinuierlichen, niedrigschwelligen Entzündungszustand verbunden sein kann und diese Entzündung ein bedeutender Risikofaktor für bspw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ist.

Überernährung wird mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Infektionskrankheiten in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass eine Dysregulation der postprandialen Reaktionen durch fehlende Fastenperioden, die in der „westlichen“ Bevölkerung aufgrund der kontinuierlichen Nahrungsverfügbarkeit und -aufnahme immer häufiger auftreten, zum erhöhten Risiko für Infektionskrankheiten beiträgt.
Im Rahmen des europäischen Forschungsverbunds „Studie zur angeborenen Immunantwort gegen Infektionen während des postprandialen Stoffwechsels“ (RESIST-PP) [1, 2] sollen Mechanismen entschlüsselt werden, die zur postprandialen Entzündung beitragen, sowie die molekularen Rezeptoren des Immunsystems, die an diesem Prozess beteiligt sind. Außerdem wird untersucht, ob und wie Adipositas die postprandiale Immunreaktion beeinflusst. Das Vorhaben wird im Rahmen der europäischen Forschungsinitiative „A Healthy Diet For A Healthy Life“ (HDHL) gefördert. Partner sind die Universität Lille in Frankreich, die Universität Murcia in Spanien und die Universität Hohenheim in Deutschland. Die Studie nutzt multiple Analysen von Proben aus Interventionsstudien des Konsortiums sowie präklinische in-vivo-Modelle zur Bestätigung der Kausalität ermittelter Zusammenhänge.
Die Arbeitsgruppen von Prof. Thomas Kufer und Prof. Stephan Bischoff an der Universität Hohenheim übernehmen hierbei die Untersuchung des molekularen Profils der angeborenen Immunantwort nach einer fettreichen Mahlzeit. Hierzu werden postprandiale Blut- und Serumproben aus verschiedenen Kohorten des Konsortiums sowie aus einer laufenden Interventionsstudie „Comparative analysis of postprandial effects in healthy and obese individuals“ (CAPE) mit adipösen und normalgewichtigen Proband*innen untereinander verglichen. Durch in-vitro-Stimulation und Provokation aufgereinigter Immunzellen mit humanen Krankheitserregern, in Kombination mit Multiomics-Analysen, werden die molekularen Mechanismen der postprandialen Entzündung und ihr Beitrag zur Infektionsabwehr ermittelt. Zusätzlich wird der Einfluss des chronisch erhöhten Entzündungszustands bei Adipositas auf diese Reaktionen ermittelt.
Mit diesem Projekt sollen neuartige Biomarker für ernährungsbedingte Krankheiten und Infektionsresistenz identifiziert und dadurch neue therapeutische Interventionen und Präventionsmethoden sowie Ernährungsempfehlungen für Herz-Kreislauf- und Infektionskrankheiten entwickelt werden.

Literatur
1. Universität Hohenheim: EU JPIHDHL RESIST-PP – Studie zur angeborenen Immunantwort gegen Infektionen während des postprandialen Stoffwechsels. https://immu.uni-hohenheim.de/resist_pp  (last accessed on 31 January 2024).
2. Bundesministerium für Bildung und Förderung (BMBF): Forschung fördern: JPI HDHL NUTRIMMUNE. Studie zur angeborenen Immunantwort gegen Infektionen während des postprandialen Stoffwechsels. www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/jpi-hdhl-nutrimmune-16397.php  (last accessed on 30 January 2024).



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2024 auf Seite M128.

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