Aktuelles aus der Forschung: Ausbildung von Gesundheitsfachkräften in der Diätetik am Beispiel IMPECD

  • 13.05.2016
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  • Alexandra Kolm
  • Koen Vanherle
  • Andrea Werkman
  • Kathrin Kohlenberg-Müller
  • Luzia Valentini

Demografischer Wandel und gesellschaftliche Veränderungen stellen das Gesundheitssystem in Europa vor große Herausforderungen. Die größten Gesundheitsprobleme gehen von chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten aus, die primär durch lebensstilrelevante Faktoren verursacht sind, und daher als weitgehend vermeidbar gelten [1]. Daher fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) neben präventiven Maßnahmen auch einen kosteneffektiven Einsatz der Ressourcen im Gesundheitssektor [2].

Da Gesundheitsfachkräfte der Diätetik einen wesentlichen Beitrag in der Prävention und Therapie von Erkrankungen leisten, ist eine innovative Strategie zur Vernetzung und Weiterentwicklung der Ausbildung dieser Berufsgruppe erstrebenswert. Wesentliche Forderungen laut Lancet Commission Report [3] sind die Entwicklung von kompetenzbasierten Curricula, der Einsatz von Informationstechnologien und evidenzbasiertes Arbeiten. Dies kann u. a. durch die Bildung von Netzwerken zwischen Ausbildungszentren erreicht werden, um Wissen und Ressourcen zu nutzen und gemeinsam weiter zu entwickeln.

Ein europäisches Expertenteam aus Hochschulen mit dem Fachgebiet Diätetik aus Antwerpen (Belgien), Fulda (Deutschland), Groningen (Niederlande), Neubrandenburg (Deutschland) und St. Pölten (Österreich) bildete 2015 ein Konsortium und definierte gemeinsam Maßnahmen zur Förderung von Ausbildung und Kompetenzentwicklung. Das Ergebnis ist das von der EU geförderte Projekt IMPECD zur Förderung von Ausbildung und Kompetenzentwicklung in der Diätetik. IMPECD steht für Improvement of Education and Competences in Dietetics.

Als Output des Projekts wird ein englischsprachiger Massive Open-Onlinekurs (MOOC) mit fünf ECTS (European Credit Transfer System) für die Curricula der fünf beteiligten Hochschulen entwickelt. Die Kompetenzentwicklung der Studierenden erfolgt hochschulübergreifend durch das Training zur Ernährungstherapie anhand von virtuellen Patienten/-innen. Die diätetische Therapie basiert auf einem einheitlichen Prozessmodell, um den Ernährungsstatus zu erheben, zu diagnostizieren, eine Therapie festzulegen, zu beobachten und zu evaluieren. Die angewandte Forschungskompetenz wird u. a. durch Publikationen zu therapierelevanten Themen wie Assessment, Monitoring, Evaluation und zu dem Prozessmodell in der Diätetik weiterentwickelt. Durch die Recherche und Analyse von Daten werden pädagogische Trainingsmaterialen sowie Evaluierungs- und Testinstrumente erarbeitet, um die Lernkompetenzen der Studierenden zu überprüfen.

Die Ergebnisse des Projekts werden mit Ende des Projekts 2018 als Creative Commons zur Verfügung gestellt werden. Der Kompetenzerwerb durch den MOOC wird laufend von und mit Studierenden evaluiert. Die Erstellung der virtuellen Patienten erfolgt interprofessionell mit Akteuren aus Medizin, Pharmazie und Didaktik.

Hochqualifiziertes Personal ist die Schlüsselressource des Gesundheitssektors. Das Projekt IMPECD wird die Versorgungsqualität von Gesundheitsfachkräften im Bereich Diätetik nachhaltig verbessern. Kernkompetenzen werden über den MOOC trainiert, und der Lern- und Kompetenzerwerb wird evaluiert. Ein internationaler Austausch von Lehrenden und Studierenden fördert den Wissenstransfer sowie die Umsetzung angewandter Forschungsprojekte und deren Publikation.

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben. Unterstützt wird das Projekt zudem von der European Federation of the Associations of Dietitians (EFAD) sowie den nationalen Berufsverbänden der Gesundheitsfachkräfte in der Diätetik aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Österreich.

M.Sc. Alexandra Kolm*, 1
M.Sc. Koen Vanherle*, 2
Ph.D. Andrea Werkman*, 3
Prof. Dr. Kathrin Kohlenberg- Müller*, 4
Prof. Dr. Luzia Valentini*, 5

1 Fachhochschule St. Pölten, St. Pölten/Österreich
2 Artesis Plantijn Hogeschool Antwerpen, Belgien
3 Hanzehogeschool Groningen Stichting, Niederlande
4 Hochschule Fulda, Deutschland
5 Hochschule Neubrandenburg, Deutschland

* Alle Autoren teilen sich die Erstautorenschaft.

Literatur
1. WHO. World Health Statistics 2015. WHO, Geneva (2015)
2. WHO. Gesundheit 2020. Rahmenkonzept und Strategie der Europäischen Region für das 21. Jahrhundert. WHO Regional Office for Europe, Kopenhagen/Dänemark (2013)
3. Frenk J et al. (2010) Health professionals for a new century: transforming education to strengthen health systems in an interdependent world. Lancet 376: 1923–1958



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/16 auf Seite M259.

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