Energiereduktion: Verlangsamte Alterung, aber schwächeres Immunsystem

Erst vor wenigen Jahren schürte die Erkenntnis, dass eine energiereduzierte Ernährung beim Fadenwurm (C. elegans), der Fruchtfliege (D. melongaster) und der Ratte die natürliche Lebensspanne um bis zur Hälfte verlängern kann, die Hoffnung, dass ein langes, gesundes Leben in greifbare Nähe rückt. Doch bereits die Übertragung der Ergebnisse auf langlebige Primaten brachte Ernüchterung: Der lebensverlängernde Effekt zeigte sich hier nicht so eindeutig.

Nun wiesen Forscher um Karl Lenhard Rudolph, Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena, darauf hin, dass eine Diät den Erhalt der Funktion körpereigener Stammzellen in Mäusen zwar verbessert, jedoch wurde dabei die körpereigene Immunabwehr stark geschwächt. Das könnte den lebensverlängernden Effekt der Diät wieder aufheben [1].

Die Jenaer Forscher untersuchten Mäuse, die über einen unterschiedlich langen Zeitraum 30 % weniger Nahrung erhielten. Die auf Diät gesetzten Mäuse zeigten zwar eine verlangsamte Alterung der Stammzellen – allerdings nur unter optimalen Laborbedingungen. Denn gleichzeitig wurde das Immunsystem der Mäuse stark geschwächt: Die Bildung von Lymphozyten, die für die körpereigene Abwehr benötigt werden, war bei den Diät-Mäusen um bis zu 75 % vermindert. Dieses Nachlassen in der Immunzellproduktion ging mit einer erhöhten Anfälligkeit für bakterielle Infektionen einher und ist außerhalb von Laboren ein eher lebensverkürzender Effekt. Für die Nutzbarmachung einer Energierestriktion zur Verbesserung der Gesundheit im Alter müsste also insbesondere der Einfluss solcher Interventionen auf das Risiko, lebensbedrohliche Infektionen zu entwickeln, noch näher untersucht werden.

Literatur: 1. Tang D et al. (2016) Long-term dietary restriction improves repopulation but impairs lymphoid differentiation capacity of aging hematopoietic stem cells. J Exp Med [DOI: 10.1084/jem.20151100]

Quelle: Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann- Institut (FLI), Pressemeldung vom 14.03.2016



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/16 auf Seite M260.

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