Eiweißpflanzenstrategie: Heimischen Linsenanbau stärken
- 13.05.2019
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Das ist das Hauptziel eines dreijährigen Züchtungsprojekts, das vom Zentrum Ökologischer Landbau der Universität Hohenheim (ZÖLUH) koordiniert wird und im Februar 2019 startete. Eine Besonderheit des Projekts ist der interdisziplinäre Ansatz: ExpertInnen für Züchtung und Pflanzenbau der Universitäten Hohenheim und Göttingen sowie des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und des Keyserlingk-Instituts des Vereins zur Förderung der Saatgutforschung im biologisch-dynamischen Landbau e. V. arbeiten eng zusammen. Zudem sind landwirtschaftliche Betriebe eingebunden. Das gewährleistet eine große Expertise und einen starken Praxisbezug.
Das Projekt ist Teil der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Diese verfolgt das Ziel, den Anbau von Linsen und anderen Hülsenfrüchten hierzulande deutlich auszudehnen und auch im Norden Deutschlands möglich zu machen. Damit dies gelingt, ist es erforderlich, das Sortenspektrum zu erweitern und die vorhandenen Sorten an unterschiedliche Umwelt- und Standortbedingungen anzupassen. Denn aufgrund der fehlenden züchterischen Bearbeitung gibt es nur wenige Sorten, die sich für die hiesigen Klimabedingungen und für den konventionellen wie den ökologischen Anbau eignen. Entscheidend kommt es deshalb darauf an, ertragsstarke und widerstandsfähige Sorten zu züchten. Wichtig sind daneben das Inhaltsstoffspektrum, eine günstige Proteinzusammensetzung und eine gute Verdaulichkeit.
Um Sorten mit den gewünschten Eigenschaften zu finden, wollen die ZüchterInnen genetische Ressourcen aus der Genbank IPK Gatersleben nutzen. In einem sogenannten Screening werden 100 in der Genbank eingelagerte Muster für die weitere Zuchtarbeit ausgewählt. In mühsamer Arbeit werden dann die vielversprechendsten Sorten in Feldversuchen und in Praxisbetrieben angebaut, und zwar an verschiedenen Standorten zusammen mit Leindotter als Stützfrucht – denn die Linse ist eine zarte rankende Pflanze, die einen kräftigen Partner braucht und nicht in Monokultur angebaut werden kann. So findet man Schritt für Schritt all jene Sorten, die hierzulande gut wachsen und gedeihen und sich besonders gut für den ökologischen Landbau eignen.
Quelle: Nina Weiler für die Eiweißpflanzenstrategie bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Meldung vom 18.04.2019
„Gesund“ für Mensch und Umwelt
Ob gelb oder braun, mild oder nussig-aromatisch, mehlig oder fest kochend – keine andere Hülsenfrucht ist farblich und geschmacklich so vielfältig wie die Linse. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, für den bieten Linsen eine gesunde Alternative zu Bohnen, Erbsen oder Soja. Linsensamen enthalten rund 28 % Rohprotein, 67 % Kohlenhydrate, 2,5 % Fett und rund 12 % Ballaststoffe. Die Leguminose ist zudem eine gute Quelle für Eisen und sekundäre Pflanzenstoffe.
Die Biologische Wertigkeit ihrer Proteine beträgt 45: Während in Linsen die essenzielle Aminosäure Lysin reichlich enthalten ist, mangelt es an den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein. Bei Getreide ist es genau umgekehrt, sodass Getreideprodukte wie Brot, Reis oder Teigwaren Linsen perfekt ergänzen.
In Deutschland war die Linse noch bis vor 100 Jahren weit verbreitet. Heute dagegen ist sie eine Nischenkultur und fast nur noch in traditionellen Anbaugebieten wie der schwäbischen Alb anzutreffen. Dabei sprechen viele Argumente dafür, dass LandwirtInnen wieder vermehrt Linsen in Deutschland anbauen: Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, bevorzugen regionale Bioprodukte und wissen um den Wert alter Kulturpflanzen.
Und auch aus ökologischer Sicht ist der Linsenanbau sinnvoll: Als Leguminose bereichern sie die Fruchtfolge im ökologischen Landbau und erhöhen die Biodiversität auf dem Acker. Gesund sind Hülsenfrüchte auch für den Boden, denn sie können mithilfe von Knöllchenbakterien in ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden und geben einen Teil davon in den Boden ab. Davon profitieren die nächsten Kulturen in der Fruchtfolge.
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2019 auf Seite M254.