DGIM: Theodor-Frerichs-Preis - Darmflora: Bindeglied zwischen Kochsalzkonsum und Bluthochdruck?
- 13.06.2018
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- Redaktion
Eine von Dr. med. Nicola WILCK von der Berliner Charité vorgelegte Arbeit gibt Hinweise darauf, dass Veränderungen der Darmflora hierbei eine Rolle spielen könnten. Für die kürzlich im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie [1] erhielt WILCK den mit 30 000 € dotierten Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Lange nahm man an, dass die blutdrucksteigernde Wirkung des im Kochsalz enthaltenen Natriums hauptsächlich über die Nieren und das sympathische Nervensystem vermittelt wird. Nun mehren sich Hinweise darauf, dass auch das Immunsystem an diesem Prozess beteiligt ist. So steigt etwa die Aktivität entzündungsfördernder T-Zellen unter Kochsalzeinfluss. Besonders die sog. Interleukin-17A-produzierenden CD4-positiven T-Helfer-Zellen (= Th-17) wurden in Studien durch einen hohen Salzkonsum aktiviert und daher in Verbindung mit der Entstehung von Bluthochdruck gebracht. Als weiterer Einflussfaktor auf die Th-17-Zellen erwies sich allerdings auch das Mikrobiom im Darm, insbesondere die Anzahl der Laktobazillen.
Im Rahmen der nun ausgezeichneten Forschungsarbeit richteten WILCK und Kollegen ihr Augenmerk daher zunächst darauf, wie das Mikrobiom von Mäusen auf eine hohe Kochsalzzufuhr reagiert. Es zeigte sich, dass einige Bakterienarten unter der salzreichen Ernährung zu-, andere dagegen abnahmen oder ganz verschwanden. Besonders der Verlust von Laktobazillen war dabei bedeutsam: Wurden diese wieder zugeführt, milderte das die negativen Effekte einer salzreichen Diät. Bei den so behandelten Mäusen fiel der Blutdruckanstieg wesentlich geringer aus.
In einer folgenden Pilotstudie an Menschen konnten die Wissenschaftler Hinweise darauf sammeln, dass ihre Ergebnisse sich auch auf den Menschen übertragen lassen: Bei gesunden Probanden stieg unter einer salzreichen Kost der Blutdruck, die Zahl der Th-17-Zellen nahm zu, die der Laktobazillen ab. Es bleibt zu klären, ob sich die Ergebnisse der Pilotstudie in weiteren Untersuchungen bestätigen und ob sich daraus neue Therapieoptionen ableiten lassen.
Literatur:
1. Wilck N et al. (2017) Salt-responsive gut commensal modulates Th-17 axis and disease. Nature 551: 585–589
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, Pressemeldung vom 16.04.2018
Der DGIM-Preis ist nach dem Internisten Friedrich Theodor VON FRERICHS benannt, dem Präsidenten des ersten Deutschen Kongresses für Innere Medizin im Jahr 1882. Mit dem Preis würdigt die DGIM jährlich die beste zur Bewerbung eingereichte, möglichst klinisch-experimentelle Arbeit auf dem Gebiet der Inneren Medizin im deutschsprachigen Raum.
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 6/2018 auf Seite M306.