Ernährungsumstellung: Chronische Entzündungen und Wundheilung der Haut

Chronisch entzündliche Krankheiten, bspw. die Schuppenflechte, treten bei übergewichtigen Menschen früher und verstärkt auf. Zudem sind sie bei PatientInnen mit Adipositas schwerer zu behandeln. Warum chronisch-entzündliche Erkrankungen und chronisch nicht-heilende Wunden bei übergewichtigen PatientInnen gehäuft auftreten, wollten WissenschaftlerInnen der Universitätsmedizin Leipzig herausfinden [1].

Sie untersuchten, wie gesättigte Fettsäuren dazu beitragen, dass Entzündungen verstärkt auftreten bzw. die Wundheilung stören. Bei einer Entzündung oder Verletzung der Haut werden sog. Gefahrenmoleküle (englische Bezeichnung: damage-associated molecular patterns, DAMP) ausgeschüttet. Laut Studienleiterin Dr. Anja Saalbach, Arbeitsgruppenleiterin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Leipzig, bewirke das DAMP-Molekül S100A9 zusammen mit vielen gesättigten Fettsäuren eine abnormale Aktivierung und Differenzierung von Makrophagen und führe schließlich dazu, dass Entzündungsreaktionen nicht abklingen oder Verletzungen der Haut nicht ordnungsgemäß repariert werden. Makrophagen bekämpfen zunächst eine Infektion, später tragen sie dazu bei, dass eine Entzündung wieder abklingt und das Gewebe repariert wird.
Am Mausmodell zeigten die WissenschaftlerInnen, dass die Hemmung des Gefahrenmoleküls S100A9 die fehlgesteuerte Aktivierung von Makrophagen bei Übergewicht und damit die Entzündungsreaktion sowie die Wundheilung normalisiert. Auch eine Diät der Versuchstiere, bei der gesättigte Fettsäuren reduziert wurden, wirkte sich positiv aus. Schon nach einer Woche Diät, die keine Gewichtsreduktion bedingt, normalisierte sich die Entzündungsreaktion. „Nach unseren Daten scheint es zu reichen, die Ernährung umzustellen, auch wenn die PatientInnen nicht abnehmen würden“, so Dr. Saalbach.
Bereits in einer vorangegangenen Studie der Universitätsmedizin Leipzig konnte gezeigt werden, dass die gesättigten Fettsäuren eine sehr wichtige Rolle spielen. In einem Mausmodell reichten vier Wochen Ernährung mit vielen gesättigten Fettsäuren, z. B. Palmitinsäure und Stearinsäure, dafür aus, dass entzündliche Hautreaktionen verstärkt auftraten, erklärt Studienleiterin Dr. Saalbach. An der Hautklinik wird nun eine klinische Studie durchgeführt, bei der untersucht wird, ob eine Ernährungsumstellung die Therapie der Schuppenflechte auch beim Menschen positiv unterstützt.

Literatur
1. Franz S, Ertel A, Engel KM, Simon JC, Saalbach A: Overexpression of S100A9 in obesity impairs macrophage differentiation via TLR4-NFkB-signaling worsening inflammation and wound healing. Theranostics 2022; 12(4): 1659–82.

Quelle: Universität Leipzig, Pressemeldung vom 18.05.2022



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2022 auf Seite M353.

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