EFSA-Sicherheitsbewertung: Verzehr von zugesetzten und freien Zuckern so gering wie möglich halten
- 13.07.2022
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- Redaktion
In ihrem Gutachten kommen die ExpertInnen der EFSA zu dem Schluss, „dass die Aufnahme von zugesetzten und freien Zuckern im Rahmen einer ernährungsphysiologisch angemessenen Ernährung so gering wie möglich sein sollte“. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten dabei nicht erlaubt, eine zulässige Höchstaufnahmemenge (tolerated upper intake level, UL) für Zucker in Lebensmitteln festzulegen. Dies war das ursprüngliche Ziel der Bewertung gewesen [1].
Presse-Echo
Das Ergebnis des Gutachtens und die Bewertung der EFSA wurden in der Presse höchst unterschiedlich kommentiert. Die wirtschaftliche Vereinigung Zucker interpretierte: „EFSA zu Zucker-Obergrenzen: Als Kompass für die Politik untauglich“. Die EFSA hätte aufgrund fehlender wissenschaftlicher Nachweise den angestrebten verlässlichen Höchstwert für die tägliche Zuckeraufnahme nicht festlegen können. Eine Empfehlung zu einem möglichst niedrigen Zuckerverzehr ließe sich aus den Daten daher nicht schließen [2].
Die Verbraucherinitiative foodwatch hingegen titelte: „EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde: Schon geringe Mengen an Zucker können der Gesundheit schaden.“ Sie schlussfolgerte aus dem EFSA-Gutachten, dass „bereits wenige Gramm Zucker am Tag ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen können“ und bekräftigte ihre in Einklang mit den ärztlichen Fachgesellschaften erhobene Forderung: ein Werbeverbot für zuckerreiche Lebensmittel für Kinder sowie eine Besteuerung zuckerhaltiger Getränke [3].
Ist es nun also müßig, überhaupt Empfehlungen zur Zuckeraufnahme zu geben, wie der Zuckerverband es einschätzt, oder zeigen die Ergebnisse der EFSA, dass schon bei geringsten Mengen Zucker gesundheitliche Folgen einsetzen, wie foodwatch schreibt? Die Kurzfassung des EFSA-Berichts beleuchtet die Ergebnisse sowie Hintergründe und Schlussfolgerungen.
Das EFSA-Gutachten
Fünf europäische Länder hatten die EFSA beauftragt, eine „wissenschaftlich fundierte zulässige Höchstaufnahmemenge für in Lebensmitteln enthaltene Zucker aus allen Quellen festzulegen“ [4]. Die EFSA betont, dass der Auftrag nicht darin bestand, politische Empfehlungen und Gesundheitsrichtlinien zur Aufnahme von Zucker zu erstellen, da dies Aufgabe der nationalen Behörden sei. Sie untersuchte lediglich, ob sich eine wissenschaftliche Grundlage dafür findet, einen tolerable upper intake level (UL) für Zucker zu erstellen, d. h. eine tägliche Menge Zucker, die wissenschaftlich erwiesen keine gesundheitlichen Nachteile mit sich bringt [4]. Einen UL gibt es bereits für eine Reihe von Inhalts- und Risikostoffen.
Es stellte sich heraus, dass wissenschaftlich kein „Kipppunkt“ nachzuweisen ist, ab dem gesundheitliche Risiken des Zuckerverzehrs rasant ansteigen, also im Umkehrschluss auch keine Menge, die überhaupt keine gesundheitlichen Auswirkungen hat. Vielmehr steigen den vorhandenen Studien zufolge die Auswirkungen des Zuckerkonsums auf die Gesundheit (u. a. Karies, Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2) linear mit der Menge an verzehrtem Zucker an. Für sehr geringe Aufnahmemengen (< 10 % der Energieaufnahme) ist laut EFSA die Datenlage ungenügend. Die Schlussfolgerungen der EFSA aus diesen Ergebnissen zeigt • Übersicht 1.
Quellen
- European Food Safety Authority (EFSA): Die Aufnahme von zugesetzten und freien Zuckern sollte so gering wie möglich sein. Pressemeldung 28.02.2022.
- Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e. V.: EFSA zu Zucker-Obergrenzen: Als Kompass für die Politik untauglich. Pressemeldung 04.03.2022.
- Foodwatch: EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde: Schon geringe Mengen an Zucker können der Gesundheit schaden. Pressemeldung 04.03.2022.
- European Food Safety Authority (EFSA): Zuckerkonsum und Gesundheitsprobleme. www.efsa.europa.eu/sites/default/files/2021-07/Sugar_infographic_multilingual_DE.pdf
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2022 auf Seite M351.