Ernährungsweise und Klimaschutz: Vorschlag für ein Klima-Label für Lebensmittel
- 13.08.2020
- Print-News
- Redaktion
Auf dem Blog Agrardebatten haben Prof. Dr. Achim Spiller, Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte, Georg-August-Universität Göttingen, und Dr. Anke Zühlsdorf, Zühlsdorf + Partner, Agentur für Verbraucherforschung und Lebensmittelmarketing, Parameter und Gestaltung eines Klima-Labels vorgestellt, das eine klimafreundliche Kaufentscheidung unterstützen kann.
Hintergrund
Viele KonsumentInnen haben zwar schon einmal von den hohen Treibhausgasemissionen bei Fleisch gehört, aber nur wenige wissen, dass Käse auch nicht viel besser abschneidet als Fleisch. In einer Studie von Shi et al. [4] schätzten sie die Treibhausgasemissionen durch den Verzehr von Rindfleisch 1,4-mal höher als die von Linsen – richtig wäre: 40-mal höher. Diese Dimensionen der Unterschiede sind für die Bevölkerung also nicht transparent.
Ein Klima-Label würde die Transparenz erhöhen und auch in der Lebensmittelwirtschaft für mehr Aufmerksamkeit für das Thema sorgen. Einige Akteure werden bereits aktiv: In Großbritannien planen einige große Lebensmittelhersteller eine Treibhausgaskennzeichnung ihrer Marken. In Italien ist Barilla sehr aktiv. In Deutschland sind es große Caterer aus der Gemeinschaftsverpflegung wie Dussmann und Sodexo, die gerade beginnen, erste Gerichte zu labeln. Außerdem wird sich, nach einer erfolgreichen Unterschriftenkampagne des schwedischen Unternehmens Oatly [5], der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags mit dem Thema Klima-Label beschäftigen.
Ein Klima-Label wäre aus Sicht der Blog-AutorInnen ein wichtiges Instrument zur Versachlichung der Klimapolitik. Spiller und Zühlsdorf erläutern in ihrem Blog-Beitrag die unterschiedlichen bereits existierenden Berechnungsansätze und empfehlen selbst ein verpflichtendes, staatliches, zunächst auf Durchschnittswerten basierendes, mehrstufiges Klima-Label. Es sollte auf das Gewicht (CO2-e je kg) bezogen sein und für Lebensmittel und Mahlzeiten gelten. Die Farbskala setzt auf Ampelfarbsymbolik (ähnlich wie der Nutri-Score). Die Integration des Carbon Footprints in CO2-Äquivalenten (CO2-e) soll zudem eine differenzierte Einschätzung ermöglichen. „Deutschland hätte mit einem eigenen Vorschlag bessere Möglichkeiten, die zu erwartende EU-Entwicklung zu beeinflussen, so wie dies Frankreich beim Nutri-Score gelungen ist.“
Literatur:
- Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) und Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik (WBW): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwertung. Gutachten. Berlin: 2016.
- Bilstein F (2019) What reduces our personal CO2 footprint? We have no clue! www.linkedin.com/pulse/what-reduces-our-personal-co2-footprint-we-have-clue-frank-bilstein/ (last accessed on July 20 2020).
- Jürkenbeck K, Spiller A, Meyerding SGH: Tomato attributes and consumer preferences – a consumer segmentation approach. British Food Journal 2019; 122(1): 328–44.
- Shi J, Visschers VHM, Bumann N, Siegrist M (2018) Consumers‘ climate-impact estimations of different food products. Journal of Cleaner Production 2018; 172: 1646–53.
- www.oatly.com/de/petition (Petition abgelaufen, last accessed on July 07 2020)
Quelle: https://agrardebatten.blog/2020/07/07/klimalabel-auf-lebensmitteln/ (last accessed on July 22 2020
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2020 auf Seite M450.