Adipositas im Kindes- und Jugendalter

In vielen Teilen Europas ist mehr als jedes zehnte Kind zwischen 5 und 19 Jahren von Adipositas betroffen. Der heutige Lebensstil mit übermäßiger und unausgewogener Ernährung sowie wenig Bewegung führt zu Adipositas und daraus folgenden Erkrankungen [1].

Adipositasprävention muss dazu beitragen, das ungesunde Umfeld in ein gesundheitsförderliches zu wandeln – das geht nur über Politik. © Olga Kurbatova/iStock/Getty Images Plus
Adipositasprävention muss dazu beitragen, das ungesunde Umfeld in ein gesundheitsförderliches zu wandeln – das geht nur über Politik. © Olga Kurbatova/iStock/Getty Images Plus

Eine Studie des World Cancer Research Fund International (WCRF International) zeigte außerdem, dass Übergewicht und Adipositas eine mögliche Ursache für zwölf verschiedene Krebsarten sein können. Damit Adipositas verringert werden kann, müssen nicht nur die Menschen selbst, sondern auch ihr Umfeld beachtet und verändert werden – und das geht nur über die Politik, so Dr. Kate Allen (WCRF International’s Executive Director of Science & Public Affairs) [2]. Zwei aktuelle Forschungsprojekte widmen sich derzeit dem Problem der verbreiteten Adipositas im Kindes- und Jugendalter:

Adipositas im Kindesalter – STOP
Das Projekt STOP (Science & Technology in Childhood Obesity Policy) soll wissenschaftlich fundierte, neuartige und für die Politik relevante Erkenntnisse identifizieren, die zur Verbreitung von Adipositas im Kindesalter in Europa geführt haben, sowie Lösungen liefern, die zur Bewältigung zur Verfügung stehen. STOP dient dazu, effektive und nachhaltige Strategien und Maßnahmen zur Prävention von Adipositas im Kindesalter zu entwickeln und kritische Phasen, in denen diese am wirksamsten sind, zu identifizieren. Der Fokus liegt dabei auf besonders gefährdeten und sozial benachteiligten Kindern. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen u. a. in Leitfäden mit praktischen Anleitungen und Instrumenten für die Umsetzung der wichtigsten politischen Maßnahmen zusammengefasst werden [1].
Das vierjährige Projekt, das 2018 im Vereinigten Königreich gestartet wurde, wird von Horizon 2020 (EU Research & Innovation Programme) finanziert und vom Imperial College of Science Technology And Medicine, Großbritannien, geleitet [3]. An STOP beteiligen sich 24 internationale Forschungs- und Interessengruppen, wodurch wichtige Akteure des Gesundheits- und Lebensmittelsektors, z. B. WissenschaftlerInnen, politische EntscheidungsträgerInnen und Wirtschaftsverbände zusammengebracht werden. Zu den Partnern gehören u. a. die World Health Organization (WHO), die European Public Health Alliance (epha) sowie die World Obesity Federation (World Obesity) [1].

Adipositas im Jugendalter – CO-CREATE
CO-CREATE ist ein fünfjähriges Projekt (2018–2023), das sich dafür einsetzt, Adipositas im Jugendalter in Europa durch politische Maßnahmen zu verringern. Das Ziel von CO-CREATE ist es, durch nachhaltige Kontextveränderungen anstelle individueller Verhaltensänderungen den Anstieg der Anzahl adipöser Jugendlicher bis 2025 zu stoppen. Im Rahmen des Projekts wird ein Modell entwickelt, wie Jugendliche und relevante Stakeholder mit einbezogen werden können, indem spezifische Handlungsvorschläge für politische Maßnahmen geäußert und Strategien für die Umsetzung und Bewertung entwickelt werden. CO-CREATE will damit Wissen und Voraussetzungen für politische Maßnahmen schaffen [4].
Das Projekt wird ebenfalls durch Horizon 2020 (EU Research & Innovation Programme) finanziert und von Knut-Inge Klepp (Norwegian Institute of Public Health) koordiniert. CO-CREATE besteht aus 14 Forschungs- und Interessengruppen, z. B. World Obesity Federation (WOF), EAT Foundation (EAT), Centre for Studies and Research in Social and Dynamics and Health (CEIDSS) und World Cancer Research Fund (WCRF) International [4].

Politische Maßnahmen
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das Ernährungs- und Bewegungsverhalten durch physische, soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Faktoren beeinflusst wird. Adipositasprävention muss folglich dazu beitragen, das ungesunde Umfeld in ein gesundheitsförderliches zu wandeln. Die Informationsplattform „NOURISHING Framework and Database“ (NOURISHING), die von WCRF International entwickelt wurde, liefert Informationen dazu, welche politischen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine gesundheitsförderliche Lebensweise zu begünstigen und zeigt, wie diese umgesetzt werden könnten. NOURISHING bringt die drei Bereiche zusammen: food environment, food system und behaviour change communication.
Durch Erkenntnisse im Rahmen von CO-CREATE wurde ergänzend zu NOURISHING im Juni 2020 auch die „MOVING Framework and Database“ für den Bereich Bewegung gegründet. Politische Maßnahmen werden in den vier Bereichen active society, active environments, active people und active systems angeregt [4].

Literatur

  1. STOP – Science & Technology in Childhood Obesity Policy. www.stopchildobesity.eu/  (last accessed on 13 September 2021).
  2. WCRF International: CO-CREATE. www.wcrf.org/policy/co-create/  (last accessed on 13 September 2021).
  3. European Innovation Partnership for Agricultural productivity and Sustainability (EIP-AGRI): STOP - Science & Technology in childhood Obesity Policy. ec.europa.eu/eip/agriculture/en/findconnect/projects/stop-science-technology-childhood-obesity-policy  (last accessed on 13 September 2021).
  4. Norwegian Institute of Public Health (NIPH): CO-CREATE. www.fhi.no/en/studies/co-create/  (last accessed on 13 September 2021)


Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2021 auf Seite M571.

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