Ernährungstherapie: Aktualisierte S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität e. V. (DGNM) haben in Zusammenarbeit mit 17 weiteren Fachgesellschaften eine aktualisierte Version der S3-Leitlinie „Reizdarmsyndrom“ veröffentlicht. Sie fasst den aktuellen Wissensstand zu Diagnostik und Behandlung des RDS zusammen.

© Tharakorn/iStock/Getty Images Plus
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Unter anderem wurden darin die Kapitel zur Ernährung, zur psychotherapeutischen Behandlung und zu komplementären Therapien deutlich erweitert. Zudem ist erstmals ein eigenständiges Kapitel zum Reizdarmsyndrom bei Kindern enthalten.

Wie und warum ein Reizdarmsyndrom entsteht, ist bisher nicht vollständig geklärt. „Das RDS ist ein komplexes Erkrankungsbild, bei dem Störungen zwischen Zentral- und Darmnervensystem sowie der Darm-Hirn-Achse eine Rolle spielen“, sagt PD Dr. med. Viola Andresen, Koordinatorin der Leitlinie und Leiterin des Ernährungsteams am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. Auslöser können vorangegangene gastrointestinale Infektionen sein, auch findet sich mitunter ein Zusammenhang mit psychischen Faktoren.

Das RDS wird per gezielter Ausschlussdiagnostik festgestellt: Schwerwiegende Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik – etwa Darmkrebs, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Nahrungsmittelintoleranzen – müssen ausgeschlossen werden. „Weil es beim Reizdarmsyndrom oft zu übertriebener und irreführender Diagnostik kommt, gehen wir in der Leitlinie auch auf wissenschaftlich nichtfundierte diagnostische Verfahren ein und bewerten diese“, sagt Professor Dr. med. Peter Layer, Direktor der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus Hamburg und ebenfalls Koordinator der Leitlinie. So raten die AutorInnen von IgG-Tests zur Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie von kommerziell erhältlichen Stuhltests zur Analyse des Darmmikrobioms ab.

Bei der Behandlung des RDS ist oft eine Kombination verschiedener Ansätze sinnvoll: Allgemeine, symptomunabhängige Maßnahmen werden mit spezifischen, symptomorientierten Therapien, etwa Medikamenten, kombiniert. Zu den wichtigen, symptomunabhängigen Ansätzen gehört die Ernährung, die in der Leitlinie ebenfalls thematisiert wird.

Leitlinie Download:
 
www.dgvs.de/wissen/leitlinien/leitlinien-dgvs/reizdarmsyndrom

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Pressemeldung vom 21.07.2021

Eine Zusammenfassung der Neuerungen der aktualisierten Leitlinie veröffentlichen wir im 1. Quartal 2022. Einen ausführlichen, zweiteiligen Fortbildungsartikel zum Reizdarmsyndrom finden Sie in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2018 sowie 2/2019.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2021 auf Seite M564.

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