Ernährungsumstellung bei metabolischem Syndrom: Fasten: positiv für Darmmikrobiom und Immunsystem

Menschen mit metabolischem Syndrom sollten vor einer Ernährungsumstellung mit einer Fastenkur beginnen, das kann den Gesundheitszustand langfristig verbessern. Zu diesem Ergebnis kam eine gemeinsame Studie des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und des Experimental and Clinical Research Center (ECRC) [1].

Teller Suppe. © Sonja Rachbauer/iStock/Getty Images Plus
Menschen mit metabolischem Syndrom sollten vor einer Ernährungsumstellung mit einer Fastenkur beginnen, das kann den Gesundheitszustand langfristig verbessern. © Sonja Rachbauer/iStock/Getty Images Plus

Jede/r vierte Deutsche leidet am metabolischen Syndrom. Das ist eine Sammelbezeichnung für vier verschiedene Krankheiten und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus Typ 2. Bei vielen PatientInnen liegen unbemerkt chronische Entzündungen und eine gestörte Darmflora vor. Die wichtigsten Behandlungsansätze sind viel Bewegung und eine energiearme, gesundheitsförderliche Ernährung.

In einer Studie wurde an 71 PatientInnen mit metabolischem Syndrom untersucht, welchen Effekt eine Fastenkur vor einer Ernährungsumstellung auf Darmmikrobiom und Immunsystem hat. Die ProbandInnen ernährten sich drei Monate nach der DASH-Diät (Dietary Approach to Stop Hypertension), die einer mediterranen Vollwertkost entspricht und den Blutdruck senken soll. Die ProbandInnen wurden zufällig in zwei Gruppen unterteilt, von der eine fünf Tage vor der Diät nur 300–350 kcal täglich als Gemüsesaft und Gemüsebrühe zu sich nahm.

Wenn die PatientInnen vor der Diät fasteten, blieben BMI, Blutdruck und Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten auch drei Monate nach der Kur niedriger. Weiter wurden positive Auswirkungen auf das Immunsystem und das Darmmikrobiom festgestellt, die bei einer Diät ohne Fasten nicht zu beobachten waren. Die Anzahl der entzündungsfördernden T-Zellen nahm ab und die der regulatorischen T-Zellen zu. Im Darm vermehrten sich gesundheitsfördernde Bakterien, die Ballaststoffe in entzündungshemmende kurzkettige Fettsäuren umwandeln und sich dadurch positiv auf Immunabwehr und Blutdruck auswirken. Dieser positive Effekt blieb zum Teil auch nach dem Fasten erhalten.

Laut Dr. Sofia Forslund stellen PatientInnen mit metabolischem Syndrom häufig ihre Ernährung um und sind frustriert, wenn sich kaum Erfolge einstellen. Das könne daran liegen, dass im Darmmikrobiom zu wenige gesundheitsfördernde Bakterien vorhanden sind. Fasten wirke wie ein Katalysator für die schützenden Mikroorganismen im Darm. Die Gesundheit verbessert sich sichtbar schnell, PatientInnen können ihre Medikation reduzieren und oftmals auf Tabletten verzichten. Weitere Studien mit mehr ProbandInnen seien jedoch notwendig, um die Resultate zu untermauern.

Literatur
1. Maifeld A et al.: Fasting alters the gut microbiome reducing blood pressure and body weight in metabolic syndrome patients. Nat Commun 2021; 12: 1970. doi.org/10.1038/s41467-021-22097-0

Quelle: BZfE¸ Pressemeldung vom 16.06.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2021 auf Seite M568.

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