Darmmikrobiota: Obst und Gemüse wirken sich positiv auf das Darmmikrobiom aus

Bakterielle Vielfalt im Darm spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit. Schon bei der Geburt wird ein wichtiger Teil des mütterlichen Mikrobioms auf das Baby übertragen, ebenso während der Stillperiode über die Muttermilch. Doch weitere Quellen konnten bislang nicht aufgedeckt werden.

In einer Metastudie fand ein Forschungsteam des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz heraus, dass pflanzliche Mikroorganismen aus Obst und Gemüse positiv zur Bakteriendiversität im menschlichen Darm beitragen [1]. Sie konnten zeigen, dass die Häufigkeit des Obst- und Gemüseverzehrs und die Vielfalt der verzehrten Pflanzen die Menge der obst- und gemüseassoziierten Bakterien im menschlichen Darm beeinflusst.
Der Verzehr von Obst und Gemüse scheint besonders in den ersten drei Lebensjahren einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems zu haben, da sich in dieser Zeit das Darmmikrobiom entwickelt. Aber auch danach ist eine hohe Diversität an Darmbakterien förderlich für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. Die Mikroorganismen pflanzlichen Ursprungs verfügen über probiotische und gesundheitsfördernde Eigenschaften.
Um feststellen zu können, ob der Verzehr von Obst und Gemüse mitsamt ihrer Mikrobiome zu Veränderungen im Darmmikrobiom führt, erstellte das Team zunächst einen Katalog mit Mikrobiomdaten aus Früchten und Gemüse, um so deren Bakterien zuordnen zu können. Diese glichen sie mit öffentlich verfügbaren Daten aus zwei Studien zur Darmflora ab: Das Projekt TEDDY betrachtete anhand einer Langzeitstudie die Entwicklung bei Babys und das American Gut Project studierte die Darmflora von Erwachsenen – beide Projekte erhoben dafür auch Daten zur Nahrungsaufnahme der Proband*innen. Insgesamt standen den Forschenden dadurch Metagenom-Daten aus rund 2500 Stuhlproben zur Verfügung, jede davon enthielt zwischen ein und zehn Mio. Sequenzen. Anhand dieses umfangreichen Datensatzes ließ sich das Vorhandensein der Obst- und Gemüsemikroflora im Darm nachweisen.
Laut Gabriele Berg können durch die Ergebnisse viele Bereiche beeinflusst werden, so z. B. die Lebensmittelerzeugung, da Erde, Dünger und eingesetzte Pflanzenschutzmittel sich auf das pflanzliche Mikrobiom auswirken. Landwirtschaft oder weiterverarbeitende Betriebe haben einen großen Einfluss. Auch die Lagerung und Verarbeitung der Nahrung muss laut Berg kritisch überdacht werden.

Literatur
1. Wicaksono WA, Cernava T, Wassermann B, et al.: The edible plant microbiome: evidence for the occurrence of fruit and vegetable bacteria in the human gut. Gut Microbes 2023; 15(2): 2258565.

Quelle: Technische Universität Graz, Pressemeldung vom 24.10.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2023 auf Seite M718.

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