Selbstversorgungsgrad und Re-Regionalisierung: Studienergebnisse zu Potenzialen von München und Hessen veröffentlicht

Die Förderung regionaler Ernährungssysteme und Stärkung der regionalen Landwirtschaft zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in der Lebensmittelproduktion ist von entscheidender Bedeutung. Studien zeigen, dass eine Rückkehr zu regionaler, nachhaltiger Landwirtschaft und Selbstversorgung von Städten und Bundesländern eine machbare Option ist.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der FH Fulda untersuchte den Flächenverbrauch verschiedener Ernährungsweisen in Hessen [1]. Die Ergebnisse zeigen, dass unter den aktuellen Konsummustern und angebauten Nahrungsmitteln keine Region in Hessen ihre Bevölkerung aus eigenen Flächen ernähren könnte. Der Fleischkonsum in Hessen führt zu einem erheblichen Flächenverbrauch pro Einwohner*in, der die verfügbaren Flächen übersteigt. Die Umstellung auf die Planetary Health Diet, die eine pflanzenbasierte Ernährung fördert, könnte den Flächenbedarf reduzieren. Allgemein betont die Studie die Notwendigkeit einer flächendeckenden Anpassung der Anbauform wie etwa einer siebenjährigen Fruchtfolge, um die Bevölkerung vielfältig und gesund zu ernähren. Sie zeigt auch Potenziale für umweltfreundlichere Tierhaltung auf. Diese Erkenntnisse sind nicht auf Hessen beschränkt, sondern könnten auch für Regionen mit ähnlichem Konsummuster relevant sein.
Eine weitere Studie des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) zeigt, dass München und die umliegenden Regionen sich rechnerisch selbst mit Lebensmitteln versorgen könnten, wenn Lebensmittelabfälle reduziert und eine fleischärmere und regionalere Ernährung gefördert werden [2]. Selbst bei Wiedervernässung bisher landwirtschaftlich genutzter Moore und Umstellung auf Ökolandbau könnte der Süden Bayerns sich selbst versorgen. Eine Reduzierung des Konsums tierischer Produkte würde den Selbstversorgungsgrad weiter erhöhen. Der Studie zufolge könnte ein Radius von 114 km um München ausreichen, um die regionale Lebensmittelversorgung zu gewährleisten. Bei ökologischer Bewirtschaftung würde er auf 125 km ansteigen.
Die Studie betonte die Vorteile regionaler Lebensmittelversorgung, darunter kurze Transportwege und positive wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen. Sie unterstreicht die Vereinbarkeit mit Konzepten wie der Planetary Health Diet, die eine nachhaltige Ernährung im Rahmen planetarer Grenzen propagiert. Insgesamt bieten diese Erkenntnisse eine wissenschaftliche Grundlage für die Förderung regionaler Ernährungssysteme und die Stärkung der lokalen Landwirtschaft zur Reduzierung der Umweltbelastung und Erhöhung der Versorgungssicherheit.

Literatur

  1. Schön A-M, Böhringer M: Land consumption for current diets compared with that for the planetary health diet – how many people can our land feed? Sustainability 2023; 15(11): 8675.
  2. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), Pressemeldung vom 08.08.2023


Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2023 auf Seite M720.

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