Nachhaltigkeit: Karotte statt Klimalabel

Unsere Ernährung hat große Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Je nachdem, wie Lebensmittel erzeugt, verarbeitet, gelagert, transportiert und zubereitet werden, entstehen mehr oder weniger klimaschädliche Treibhausgase. Weil vielen Verbraucher*innen eine klimafreundlichere Lebensmittelproduktion wichtig ist, bewerben immer mehr Firmen ihre Produkte mit klimabezogenen Aussagen und Siegeln.

In einer bundesweiten Stichprobe im April 2023 untersuchten die Verbraucherzentralen das Angebot in Discountern, Supermärkten, Biomärkten und Drogeriemärkten in zehn Bundesländern. Erfasst wurden 87 Produkte, die im Hauptsichtfeld mit Siegeln und Aussagen zu Klima und CO2 warben.
Der Marktcheck zeigt, dass Klimalabel häufig unklar bleiben. „Aussagen wie ‚klimaneutral‘, ‚klimapositiv‘ und ‚CO2-positiv‘ sind trügerisch, denn eine emissionsfreie und damit klimaneutrale Produktion von Lebensmitteln ist derzeit nicht möglich. Meist stecken dahinter Ausgleichszahlungen an teilweise fragwürdige Kompensationsprojekte. Lebensmittelhersteller sollten diese Klimaaussagen daher nicht mehr verwenden“, erklärt Stella Glogowski, Leiterin der Fachgruppe Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Hessen. Die Verbraucherzentralen setzen sich deshalb dafür ein, dass Klimaaussagen durch staatlich anerkannte, unabhängige, akkreditierte Drittanbieter verifiziert werden. Die Europäische Kommission arbeitet zwar an einer Richtlinie zu Umweltaussagen. Bis diese aber umgesetzt und damit Auswirkungen auf Werbeaussagen haben wird, können noch Jahre vergehen.
Wie Verbraucher*innen jetzt schon eine klimafreundlichere Wahl bei Lebensmitteln treffen können, zeigen diese fünf Tipps:
Pflanzenbetont essen: Die Klimabilanz von pflanzlichen Lebensmitteln schneidet im Vergleich mit tierischen besser ab. Die Produktion von tierischen Lebensmitteln benötigt viel mehr Fläche und Energie als die von pflanzlichen. Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte sollten deshalb nur in geringen Mengen gegessen werden.
Ökologische Lebensmittel auswählen: Die ökologische Lebensmittelerzeugung benötigt im Vergleich zur konventionellen oft weniger Energie und verursacht weniger Emissionen. Sie verzichtet auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel, die mit viel Energie produziert werden.
Regional und saisonal: Lebensmittel aus der Region und zur passenden Jahres- bzw. Erntezeit haben kürzere Transportwege und verursachen so weniger Treibhausgasemissionen.
Frisch, unverarbeitet und unverpackt: Frische und unverarbeitete Lebensmittel sind tiefgekühlten oder stark verarbeiteten Lebensmitteln vorzuziehen. Je mehr Verarbeitung, Kühlung und Verpackung erforderlich sind, desto mehr Energie wird aufgewendet.
Weniger Lebensmittel wegwerfen: Jährlich werden zuhause pro Person rund 78 kg Lebensmittel weggeworfen. Durch planvolle Haushaltsführung, kreative Resteverwertung und Foodsharing können Lebensmittelabfälle vermieden werden.

Bericht zum aktuellen Marktcheck  www.verbraucherzentrale-hessen.de/wissen/lebensmittel/marktcheck-zu-klimawerbung-auf-lebensmitteln-jetzt-klarheit-schaffen-89128 

Quelle: Verbraucherzentrale Hessen, Pressemeldung vom 20.11.2023

Dem Thema Klimalabel und gesunde, nachhaltige Ernährung widmen wir ein Themenspecial in der Märzausgabe der ERNÄHRUNGS UMSCHAU.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2/2024 auf Seite M63.

Das könnte Sie interessieren
Änderungen bei Kennzeichnung und Zusammensetzung für Honig & Co. weiter
Nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung – Herausforderungen und Erfolgsfaktoren weiter
Immer häufiger Cannabinoide in Süßwaren weiter
Ernährungspyramide aktualisiert weiter
Supermärkte und Discounter fördern ungesunde Essgewohnheiten weiter
Kompetenzzentrum für Ernährung & Therapie eröffnet weiter