Lebensmittelanalytik: Gefälschte Superfoods und Heilpflanzen per genetischem „Barcode” entschlüsseln

Chiasamen, Moringa-Pulver, Açai- oder Goji-Beeren, Tulsi-Tee und seltene Pilzsorten: Die Liste der Lebensmittel mit angeblichen Gesundheitsvorteilen wächst ständig. Je exotischer das Lebensmittel, desto undurchsichtiger ist es jedoch für Verbraucher, ob sie überhaupt das richtige Produkt vor sich haben. Weil sich Verwechslungen oder gar Fälschungen häufen, haben Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) genetische Barcodes für Superfoods entwickelt.

Kleine bunte Pulverhaufen. © JulyProkopiv/iStock/Thinkstock
Pflanzlichen Plagiaten auf der Spur: Echte Superfoods oder Fälschungen?

Steige infolge der schnell wechselnden Superfood-Trends plötzlich die Nachfrage nach einer bestimmten Pflanzenart, könne diese mit den vorhandenen Kapazitäten oft nicht befriedigt werden, so Peter NICK, Professor für Molekulare Zellbiologie am KIT. Die Folge: ein blühender Plagiate-Handel. „Vom chinesischen Raupenpilz, der in der traditionellen Medizin als kräftigend und aphrodisierend gilt, wird jedes Jahr die achtfache Menge der tatsächlichen Ernte exportiert“, nennt er als Beispiel.

Die gefälschten Heilpflanzen und Superfoods sind selbst für Experten nur schwer zu ermitteln: „Oft handelt es sich um exotische Pflanzen, von denen keiner weiß, wie sie aussehen“, sagt NICK. Oder nur wenige Arten verfügen über die gewünschten Eigenschaften. „Es gibt 1 400 Bambusarten, aber nur die Blätter von dreien eignen sich für die Zubereitung des bei auf ihre Gesundheit bedachten Teetrinkern beliebten Aufgusses.“ Ähnlich verhält es sich beim Indischen Basilikum, auch Heiliges Basilikum genannt: „Der richtige Tulsi kann bei Atembeschwerden oder Bronchitis hilfreich sein, andere Arten können allergische Reaktionen auslösen.“

Wegen solcher Risiken werden bei Einfuhrkontrollen pflanzliche Produkte auf die Richtigkeit der Inhaltsangaben untersucht, meist mikroskopisch mithilfe botanischer Beschreibungen. „Haben Sie jedoch ein Pulver vor sich, wie häufig bei Chia – übrigens ein Salbei –, hilft Ihnen diese Methode aber nicht“, schränkt NICK ein. Alternative Methoden wie das Auslesen von Gensequenzen, die auch bei Vaterschaftstests zum Einsatz kommen, sind zeitaufwändig und teuer.

NICK und sein Team haben ein Verfahren entwickelt, das kleine Unterschiede der Gensequenz nutzt, um an ganz bestimmten Stellen der DNA-Stränge, aus denen das Erbmaterial besteht, gezielt mit Genscheren zu schneiden. Die Genschere passt dabei nur auf ein spezifisches Muster von Genfragmenten, das als genetischer Fingerabdruck für die gesuchte Art dienen kann. Schnappt die Genschere zu, weiß NICK, dass er die richtige Pflanze vor sich hat. „Das ist wie ein Barcode, den sie mit dem entsprechenden Scanner auslesen können.“ 7 000 solcher Barcodes hat das Team bereits in seiner Datenbank gesammelt.

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Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Pressemeldung vom 30.01.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 3/2018 auf Seite M124.

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