Fleischverzehr: Informationen führen nicht zu weniger Fleischkonsum

Eine Feldstudie an der Uni Bonn untersuchte den Effekt, den Informationen zum Zusammenhang zwischen hohem Fleischkonsum und negativen Folgen für Umwelt und Klima auf Einstellungen und Essverhalten haben.

Rekrutiert wurden Studierende über Flugblätter. Ein Teil der TeilnehmerInnen erhielt Informationen dazu, welche Umweltprobleme mit der Fleischerzeugung einhergehen. Eine zweite Gruppe erhielt Informationen dazu, inwieweit Fleischkonsum die Gesundheit gefährdet. Die Kontrollgruppe erhielt keine Informationen.
Im Anschluss gaben alle Versuchspersonen ihre Einstellung zu Fleischprodukten an und ob sie sich in Zukunft vegetarischer ernähren wollten. Da Befragte in ihrem Antwortverhalten oft durch soziale Erwünschtheit beeinflusst sind, „haben [wir] daher auch ihr tatsächliches Verhalten gemessen“, sagt Nina Weingarten, die am ILR promoviert.
Die 194 Teilnehmenden gaben auch die Nummer ihrer Mensa-Karte an. Die Käufe wurden für einige Wochen gespeichert. So konnten die Forscherinnen nachvollziehen, welche Gerichte die ProbandInnen in den zwei Wochen vor der Umfrage gekauft hatten und was sie danach verzehrten.
Das Ergebnis: Weder die Infos zu den Umwelt- noch zu den Gesundheitsrisiken hatte einen messbaren Einfluss auf den Fleischkonsum. Zwar aßen sämtliche Versuchspersonen nach der Umfrage etwas weniger Fleisch als davor. Das betraf aber auch diejenigen, die keinerlei fleischbezogene Informationen erhalten hatten. Es ist anzunehmen, dass die Fleischgerichte, die nach der Umfrage angeboten wurden, weniger beliebt waren.
Äußerst gering war der Einfluss der Informationen auf die Einstellung zu Fleisch und die Intention, künftig weniger zu konsumieren. „Wir konnten lediglich bei denjenigen Studierenden einen kleinen Effekt feststellen, die zuvor angegeben hatten, wenig über die schädliche Wirkung des Fleischkonsums zu wissen“, so Weingarten. „Sie beurteilten Fleisch etwas negativer, nachdem sie die Umweltinformationen erhalten hatten.“ Verhaltens-Effekte gab es aber auch bei ihnen nicht.
Die Daten zeigen, dass Intentionen nicht unbedingt etwas über das Verhalten aussagen. Allein durch Informationen ließen sich Gewohnheiten also nur schwer ändern. Laut der Wissenschaftlerin könnte es sein, dass Bilder, Videos oder emotionalere Texte eine größere Wirkung entfalten, dies bedürfe jedoch noch weiterer Forschung.

Literatur
1. Weingarten N et al.: Can Information Influence Meat Consumption Behaviour? An experimental field study in the university canteen. Food Qual Prefer 2022; 97: 104498.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Pressemeldung vom 23.12.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 3/2022 auf Seite M133.

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