Stillförderung: Nationales Stillmonitoring gefordert
- 14.06.2017
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- Redaktion
Stillhäufigkeit und -dauer können in Deutschland nicht nach einheitlichen wissenschaftlichen Kriterien bestimmt werden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Literaturstudie der Nationalen Stillkommission [1].
Es wurden 35 Publikationen mit Daten zum Stillen für die Geburtsjahrgänge 1990–2012 berücksichtigt, mehrheitlich aus regionalen oder lokalen (überwiegend retrospektiven) Erhebungen. Seit Beginn der 1990er wurden entsprechend den Studien relativ konstant zwischen 70 und nahezu 100 % der Säuglinge direkt nach der Geburt gestillt. Schon nach 2 Monaten wurde in allen Studien und zu allen Zeiten ein starker Rückgang der Stillraten beobachtet. Nach 6 Monaten wurden nur noch etwa 50 % aller Säuglinge gestillt. Die vorliegenden Daten ermöglichen jedoch keine zuverlässige Einschätzung der Entwicklung des Stillverhaltens. In lokalen Längsschnittdaten deutet sich allerdings eine Stagnation oder sogar ein abnehmender Trend beim vollen Stillen in den letzten 10 Jahren an.
Nach Ansicht der Nationalen Stillkommission muss zur besseren Erfassung und Bewertung der Entwicklung des Stillens eine Standardisierung der Erhebungsmethoden – vorzugsweise im Rahmen eines nationalen Stillmonitorings – erfolgen. Ein kontinuierliches Stillmonitoring auf nationaler Ebene soll bedarfsorientierte Maßnahmen zur Stillförderung begründen und evaluieren, realistische Vergleiche von Stilldaten auf internationaler Ebene ermöglichen und Trends zeitnah erfassen.
Die Nationale Stillkommission hat bereits 2009 ein Konzept für ein nationales Stillmonitoring veröffentlicht. Demnach könnten in Geburtskliniken systematische, flächendeckende Datenerhebungen über den Stillbeginn durchgeführt werden und das Stillverhalten prospektiv im Rahmen der Kinderfrüherkennungsuntersuchungen sowie retrospektiv im Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen erhoben werden. Darüber hinaus sollten in regelmäßigen Abständen qualitative Erhebungen zur Ermittlung von Einflussfaktoren auf das Stillen erfolgen.
Literatur:
1. Weissenborn A et al. (2017) Stillhäufigkeit und Stilldauer in Deutschland – eine systematische Übersicht. Gesundheitswesen 78: 695–707
Quelle: BfR, Pressemeldung vom 17.05.2017
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 6/17 auf Seite M316.