Essverhalten: Gestörtes Essverhalten bei Kindern und Jugendlichen

Weltweit zeigt vermutlich ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen ein gestörtes Essverhalten, was das Risiko für Essstörungen wie Anorexie und Bulimie deutlich erhöhen kann. Eine Übersichtsstudie mit > 63 000 Teilnehmenden aus 16 Ländern zeigt nun, dass v. a. Mädchen betroffen sind.

Eine Essstörung ist eine psychische Erkrankung, die durch ein gestörtes Ess- und Gewichtskontrollverhalten gekennzeichnet ist, die schwere Gesundheitsprobleme zur Folge haben kann. Es gibt verschiedene Formen wie Anorexie, Bulimie oder Essattacken mit Kontrollverlust (Binge-Eating). Im Jahr 2019 litten weltweit etwa 14 Mio. Menschen an einer Essstörung, darunter fast 3 Mio. Kinder und Jugendliche. Es wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da die Krankheit häufig verheimlicht wird.
Ein spanisches Forschungsteam wertete nun Daten aus 32 Studien aus, an der Mädchen und Jungen im Alter von 6–18 Jahren beteiligt waren. Sie nutzten den sog. SCOFF-Fragebogen, mit dem sich psychogene Essstörungen im Kinder- und Jugendalter frühzeitig erkennen lassen. Er besteht aus fünf Fragen, die auf typische Symptome eines gestörten Essverhaltens abzielen – etwa „Findest du dich zu dick, während andere dich zu dünn finden?“ und „Übergibst du dich, wenn du dich unangenehm voll fühlst?“.
Wie die Auswertung des Fragebogens zeigte, wiesen rund 22 % der Kinder und Jugendlichen ein gestörtes Essverhalten auf, wobei Mädchen (30 %) häufiger betroffen waren als Jungen (17 %). Es wird angenommen, dass das Problem bei Jungen unterschätzt wurde, da sie nicht so oft über solche Themen sprechen und andere kritische Verhaltensweisen zeigen, etwa eine übermäßige Gewichtszunahme oder Muskelaufbau. Zudem zeigte sich, dass gestörtes Essverhalten mit dem Alter und dem BMI zunimmt. So zeigten viele Teenager beim Versuch einer Gewichtsabnahme kritische Verhaltensweisen.
Die Daten lassen darauf schließen, dass die Jugend eine sensible Phase für die Entwicklung einer Essstörung ist, wobei sich nicht zwangsläufig eine Essstörung entwickeln muss, wenn Heranwachsende zeitweise ein ungesundes Essverhalten zeigen. Aufgrund der hohen Zahlen ist es jedoch dringend notwendig, weitere Strategien zur Vorbeugung von Essstörungen zu entwickeln.

Literatur:
1. López-Gil JF, García-Hermoso A, Smith L, et al.: Global proportion of disordered eating in children and adolescents: A systematic review and meta-analysis. JAMA Pediatr 2023; 177(4): 363–72.

Quelle: Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), Pressemeldung vom 22.03.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2023 auf Seite M338.

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