Kinder- und Jugendernährung: Schulungsprogramm bewirkt bessere Medienkompetenz in Familien

Lebensmittelwerbung im Fernsehen und Internet kann als ein Faktor von vielen zu Übergewicht beitragen. In Familien, in denen Eltern gemeinsam mit ihren Kindern durch ein Schulungsprogramm mehr Medienkompetenz entwickeln konnten, wählten Eltern anschließend Lebensmittel bewusster aus und in den Familien wurde das Thema Werbung stärker diskutiert. Das sind die Ergebnisse einer Untersuchung der Washington State University in den USA [1].

An der Studie waren knapp 200 Familien mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 14 Jahren beteiligt. Dieses Alter ist nach Ansicht der Autoren gut geeignet, um kritisches Denken und Hinterfragen der Lebensmittelvermarktung zu fördern.

Eine Versuchsgruppe nahm für sechs Wochen an einem digitalen Bildungsprogramm teil, in dem die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern Inhalte über Ernährung und das Marketing für Lebensmittel lernten. Das vorrangige Ziel war, Werbebotschaften zu erkennen und bewusst „gesunde“ Produkte auszuwählen. Die ProbandInnen wurden zu Versuchsbeginn und -ende befragt und die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe verglichen, die nicht an dem Programm teilgenommen hatte.

Nach dem speziellen Training zur Medienkompetenz nutzten die Eltern die Nährwertkennzeichnung zur gezielteren Auswahl von Lebensmitteln und hatten ein besseres Verhältnis von „gesunden“ zu „ungesunden“ Produkten im Haus. Die Kinder griffen nach eigenen Angaben häufiger zu Obst und Gemüse. Nebenbei verbesserte sich auch die Kommunikation in der Familie: Die Eltern regten ihre Kinder an, Werbebotschaften für Lebensmittel kritisch zu hinterfragen. Andererseits zeigten aber auch die Jugendlichen Interesse und diskutierten von sich aus über das Thema.

Lebensmittelwerbung ist allgegenwärtig, erklären die WissenschaftlerInnen in der Zeitschrift Childhood Obesity. Es sei daher entscheidend, in diesem Bereich Kompetenzen zu entwickeln, damit die Jugendlichen Marketingstrategien erkennen, verstehen und einordnen können. Offenbar hilft es, sich in der Familie gegenseitig zu stärken und gemeinsam den Umgang mit Medien zu üben.

Die erlernten Kompetenzen wirken nicht nur Übergewicht und Adipositas entgegen, sondern bereiten auch auf das spätere Leben und eigenverantwortliche Entscheidungen über Auswahl und Verzehr von Lebensmitteln vor. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob ein Familientraining zur besseren Beurteilung von Werbung auch langfristig die Ernährungsgewohnheiten und das Körpergewicht der Kinder beeinflussen kann.

Literatur:
1. Weintraub Austin et al.: A media literacy-based nutrition program Fosters Parent-Child Food Marketing Discussions, improves home food environment, and youth consumption of fruits and vegetables. Child Obes [online ahead of print 20 April 2020].

Quelle: BZfE, Pressemeldung vom 29.04.2020

Der Beitrag in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 6/2020 ab Seite M356 beschäftigt sich mit verantwortungsvollem Kindermarketing für Lebensmittel!



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2020 auf Seite M388.

Das könnte Sie interessieren
Zwischen Kinderschutz und Marktfreiheit weiter
DFG veröffentlicht Positionspapier zum künftigen EU-Forschungsrahmenprogramm weiter
Semaglutid bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung weiter
Thromboserisiko durch Erythrit? weiter
Xylit ist mit erhöhtem Risiko für Herzprobleme verbunden weiter
Milch-, Käse- und Butterverbrauch sinkt erneut weiter