Hormonstoffwechsel: Frauen in der Diabetesberatung

In der Diabetes-Therapie erfahren hormonelle Schwankungen im weiblichen Körper häufig keine große Beachtung. Doch ob der weibliche Monatszyklus, die Pubertät, Schwangerschaft oder die Menopause – Hormonschwankungen begleiten Frauen zeitlebens.

Zyklus, Menopause, Schwangerschaft oder Pubertät: Weibliche Hormone spielen auch bei Diabetes eine Rolle. © fizkes/iStock/Getty Images Plus
Zyklus, Menopause, Schwangerschaft oder Pubertät: Weibliche Hormone spielen auch bei Diabetes eine Rolle. © fizkes/iStock/Getty Images Plus

Die Auswirkungen auf den Körper sind weitreichender, als allgemein bekannt ist: So spielt der weibliche Hormonspiegel auch bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes eine Rolle. Ein Absinken oder auch ein sprunghafter Anstieg des Östrogen- oder Progesteronspiegels verstärkt, bzw. schwächt die Insulinresistenz ab. Das führt zu deutlichen Schwankungen des Blutglukosespiegels.

Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) macht deshalb auf das spezielle Zusammenspiel des Hormon- und Blutglukosespiegels bei Frauen aufmerksam und setzt sich für eine entsprechende Diabetesberatung in bestimmten Lebenssituationen ein.

Laut Dr. Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD, existieren zu diesem Thema kaum Daten oder Studien. Auch gäbe es nur wenige ExpertInnen, die sich mit diesen hormonellen Zusammenhängen sehr gut auskennen. Doch gerade weibliche Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 hätten häufig mit stärkeren Blutglukoseschwankungen und zugleich einem Prämenstruellen Syndrom (PMS) zu kämpfen, erklärt Haller. Hier sei es wichtig, den Bedarf an Insulin genauer anzupassen. „Diabetespatientinnen müssen deshalb individueller beraten und begleitet werden“, erklärt Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des VDBD.

Weiter entwickeln rund 6 % der werdenden Mütter im Laufe der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes. Seit 2012 ist ein Glukosetoleranztest eine Kassenleistung und muss zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche allen werdenden Müttern angeboten werden. Die Teilnahme ist aber freiwillig.
Viele betroffene Frauen verlieren ihren Blutzucker hinterher wieder aus dem Blick, wenn sich die Hormone wieder eingespielt haben. Die Kontrolle 8–12 Wochen nach der Geburt wird nicht von allen Frauen wahrgenommen. Frauen mit Gestationsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko für eine spätere Manifestation der Stoffwechselerkrankung. „Mit jeder Schwangerschaft erhöht sich dieses Risiko“, ergänzt Haller. Dabei ist Schwangerschaftsdiabetes gut in den Griff zu bekommen. Bereits eine Basistherapie mit Ernährungsumstellung, vermehrter Bewegung und Gewichtskontrolle hilft in 70–90 % der Fälle, die Einstellungsziele zu erreichen.

Quelle: Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD), Pressemeldung vom 02.06.2021



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 7/2021 auf Seite M372.

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