KErn-Symposium: „Digital ist real“

(lh) Unter dem Leitsatz „Digital ist real“ fand am 27. Juni 2019 im Rahmen der Bayerischen Ernährungstage ein Symposium des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn) in München statt. Rund 90 TeilnehmerInnen aus Politik, Industrie, Wissenschaft sowie MultiplikatorInnen informierten sich über digitale Entwicklungen in der Ernährungsbranche. Das Thema Digitalisierung wurde von verschiedenen Seiten beleuchtet und die gesamte Wertschöpfungskette mit einbezogen.

In seinem Einführungsvortrag schilderte Jens Lönneker vom Rheingold Salon den Wandel von Markenwelten und neuen digitalen Identitäten. Marken würden zu neuen „Symbolgöttern“, müssten Gutes tun, fair sein, die Umwelt schützen und vieles mehr. In digitalen Zeiten reiche es nicht mehr, z. B. als Markenwert nur Spaß zu vermitteln. Essen bekomme heute zudem auf KonsumentInnenseite einen neuen Sinn-Überbau und würde genutzt, um gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen. Digitalisierung schaffe hierfür die Plattform – v. a. über die sozialen Medien.

Der Trendforscher Prof. Peter Wippermann zog ähnliche Schlüsse. Idealisierte digitale Vorbilder setzten heute Maßstäbe für das eigene Selbstbild. Trends wie Clean Eating oder auch Wearables im Bewegungssektor seien Ausdruck einer neuen Körperkultur. Der eigene Körper werde zur Designaufgabe, um die digital vorgelebten Maßstäbe zu erreichen.

Wie sich auch Ernährungsprogramme und -empfehlungen individualisieren lassen, zeigte Prof. Christian Sina auf. Um eine nachhaltige Körpergewichtsregulation zu ermöglichen, reichten die üblichen Ernährungsempfehlungen in ihrer Massenansprache nicht aus. Personalisierte Ernährung hingegen beachte eigene Ernährungspräferenzen sowie die individuelle Stoffwechselsituation und könne so langfristig erfolgreicher wirken.

Individualität stellt auch die technologiegestützte Ernährungsberatung in den Fokus. Apps könnten als variables Instrument in der Beratung eingesetzt werden, um BeraterIn und PatientIn mobil und individuell zu vernetzen. Dass Digitalisierung mittlerweile bereits die gesamte Wertschöpfungskette von der landwirtschaftlichen Produktion über Verpackung und Handel bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung durchdrungen hat, verdeutlichten weitere Kurzvorträge.

Das KErn-Symposium zeigte sowohl bereits geläufige als auch futuristisch anmutende digitale Entwicklungen im Ernährungsbereich auf. Viele werden sich zukünftig durchsetzen, alltäglich werden und unsere Welt nachhaltig verändern. Bei all der Technik und Digitalisierung solle jedoch laut Staatsministerin Michaela Kaniber der Mensch nicht aufhören, selbst zu denken.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2019 auf Seite M448.

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