NutriAct-Studie: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren reduzieren Bauchfett und senken kardiometabolisches Risiko

Übergewichtsbedingte metabolische Störungen wie Dyslipidämie und Insulinresistenz sind Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insb. bei älteren Personen. Einen entscheidenden Einfluss darauf hat das viszerale Fettgewebe, das unter der Muskelschicht im Bauch liegt und die inneren Organe umgibt. Dieses dient einerseits als Energiereserve bei fehlender Nahrung, doch andererseits hat es zahlreiche negative Eigenschaften. So kann es u. a. die Freisetzung von Entzündungs- und anderen Botenstoffen steigern und gefäßschädigende Blutfette begünstigen.

Menschen mit zu viel Bauchfett leiden häufig unter Hypertonie und haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber und Typ-2-Diabetes. Obwohl eine Gewichtsreduktion als effektives Mittel zur Verringerung des Bauchfetts angesehen wird, ist der langfristige Erfolg oft begrenzt. Bei älteren Menschen, die per se ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen haben, kann ein Gewichtsverlust hinsichtlich der Muskulatur sogar nachteilig sein. Daher werden in den Leitlinien für ältere Erwachsene eine moderate Energiereduzierung und eine Aufrechterhaltung der Muskelmasse empfohlen.
Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler*innen des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin innerhalb des Kompetenzclusters der Ernährungsforschung „NutriAct“ die Auswirkungen eines speziellen Ernährungsmusters auf das viszerale Fettgewebe und das kardiometabolische Risikoprofil untersucht [1]. Für die dreijährige NutriAct-Ernährungsstudie wurden 502 Männer und Frauen im Alter von 50–80 Jahren per Zufallsprinzip einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Interventionsgruppe folgte dem NutriAct-Ernährungsmuster mit einem hohen Anteil an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, vorwiegend pflanzlichen Proteinen und Ballaststoffen. Sie erhielten dafür speziell hergestellte Lebensmittel und nahmen innerhalb von 12 Monaten an elf Kleingruppensitzungen einschließlich Ernährungs-, Koch- und Lebensstilberatung teil. Die Kontrollgruppe hingegen ernährte sich entsprechend den Standardempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und erhielt ein Jahr lang drei Ernährungsberatungen sowie einige kostenlose konventionelle Lebensmittel.
Zur Analyse des viszeralen Fettgewebes wurde bei einer Teilgruppe von 300 Proband*innen zu Beginn und nach 12-monatiger Ernährungsintervention eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen (MRT) durchgeführt. Die MRT-Untersuchung zeigte eine signifikante Reduktion des viszeralen Fettgewebes bei der Interventionsgruppe, während es bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen gab. „Diese Reduktion wurde maßgeblich durch die erhöhte Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren vermittelt und ging mit einer Verbesserung des kardiometabolischen Risikomarkers LDL-Cholesterin einher. Die veränderte Aufnahme von einfach ungesättigten Fettsäuren, Proteinen und Ballaststoffen scheint hier nicht der wesentliche Treiber für den Effekt auf das viszerale Fettgewebe gewesen zu sein“, sagt Prof. Knut Mai, Leiter der Abteilung Humanernährung am DIfE. Interessanterweise war dieser Effekt unabhängig vom leichten Gewichtsverlust, der sich in beiden Gruppen zeigte, was die Bedeutung der spezifischen Nährstoffzusammensetzung hervorhebt.
Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis für die Rolle von bestimmten Nährstoffen und Ernährungsmustern bei der Reduktion des viszeralen Fettgewebes und der Verbesserung des kardiometabolischen Profils zu vertiefen. Die Ergebnisse der Studie könnten genutzt werden, um Ernährungsempfehlungen für Menschen ab 50 Jahre zu verbessern und die individuelle Ernährungsberatung anzupassen.

Literatur
1. Meyer NMT, Pohrt A, Wernicke C, et al.: Improvement in visceral adipose tissue and LDL cholesterol by high PUFA intake: 1-year results of the NutriAct trial. Nutrients 2024; 16(7): 1057.

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Pressemeldung vom 19.06.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2024 auf Seite M429.

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