Erweiterte Lebensmittelkennzeichnung: Erste Modifizierungen des Nutri-Score-Algorithmus beschlossen

Der Nutri-Score ordnet verpackte Lebensmittel nach ihrem Gesundheitswert zusammengefasst in die Kategorien A bis E ein. Um die Einordnung stetig zu verbessern, ist ein wissenschaftliches Gremium (Scientific Committee of the Nutri-Score) tätig. Dieses hat im Juli die ersten Vorschläge zur Optimierung des Nutri-Score-Algorithmus gemacht [1].

Die angestrebten Änderungen betreffen die Kategorie „allgemeine Lebensmittel“ des Nutri-Score, über die alle „festen“ Lebensmittel wie z. B. Fisch- und Meeresfrüchte, Zerealien, Fertigprodukte, Brot- und Brotwaren, Milchprodukte sowie Fleisch- und Fleischerzeugnisse bewertet werden. Auch für die Kategorie „Fette und Öle“ wurden Änderungen beschlossen. Die Änderungen wurden auf der Grundlage von Beiträgen aus der wissenschaftlichen Community sowie unter Berücksichtigung von Stellungnahmen beteiligter Akteure (Verbraucher- und Gesundheitsorganisationen, Lebensmittelwirtschaft) erarbeitet.
Durch den angepassten Algorithmus werden die Bewertungen des Nutri-Score stärker an die aktuellen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen angepasst:

  • Die Gehalte von Zucker und Salz werden stärker gewichtet. Stark zuckerhaltige oder salzige Produkte werden so in besserer Übereinstimmung mit den Ernährungsrichtlinien bewertet, die eine Einschränkung ihres Verzehrs empfehlen. Dies betrifft z. B. Süßigkeiten, gesüßte Milchprodukte wie Jogurts und gesalzene Snacks.
  • Über eine Anpassung der Ballaststoff-Komponente können Vollkornprodukte, die reich an Ballaststoffen sind, besser von raffinierten Alternativen unterschieden werden. Dies betrifft insbesondere Brote und Brotwaren.
  • Die Anpassungen in der Kategorie „Fette und Öle“ ermöglichen eine bessere Differenzierung zwischen pflanzlichen Speiseölen. Öle mit einem günstigen Nährwertprofil und einem geringen Anteil an gesättigten Fettsäuren, wie z. B. Oliven-, Raps- und Walnussöl, können günstigere Bewertungen erzielen.
  • Mit zusätzlichen Regelungen für Fleisch und Fleischprodukte werden Produkte dieser Kategorie in besserer Übereinstimmung mit aktuellen Ernährungsempfehlungen bewertet, die ihren begrenzten Verzehr vorsehen.
  • Fisch und Meeresfrüchte können eine bessere Bewertung erzielen aufgrund ihres guten Nährstoffprofils; dabei kann genauer zwischen Produkten mit und ohne zugesetztes Salz unterschieden werden.
  • Milch und pflanzliche Milchersatzgetränke gehören nicht mehr zur Kategorie „feste Lebensmittel“, sondern zu den Getränken.
  • Nüsse und Samen werden umgeordnet aus der Kategorie „Gemüse und Obst“ in die Kategorie „Fette und Öle“ verlagert.

Die aktuellen Empfehlungen sind die ersten von insgesamt drei vorgesehenen Teilen. Das wissenschaftliche Gremium setzt seine Evaluation des Algorithmus bereits fort. Ergebnisse für die Kategorie „Getränke“ will das Gremium Ende dieses Jahres vorlegen. 2023 sollen Ergebnisse für die Kategorie „Obst und Gemüse“ folgen.
Sobald die Evaluation abgeschlossen und die Änderungen beschlossen sind, werden die Nutzungsbedingungen des Nutri-Score aktualisiert werden. Unternehmen, die sich für eine Verwendung des Nutri-Score registriert haben, werden über mögliche Änderungen der Benutzungsbedingungen informiert. Für die Anwendung des neuen Algorithmus wird ihnen eine Übergangsfrist gewährt. Bis die jetzt beschlossenen Änderungen zu den „allgemeinen Lebensmitteln“ in die Umsetzung kommen, wird es dementsprechend noch mindestens ein Jahr dauern.

Quellen:
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Pressemeldung vom 29.7.2022
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Berichte des Lenkungsausschusses und des Wissenschaftlichen Gremiums. www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/freiwillige-angaben-und-label/nutri-score/nutri-score-coen-berichte.html  (last accessed on 23 August 2022)

Der Nutri-Score
Die fünfstufige Farb-Buchstabenkombination des Nutri-Score reicht von einem grünen A bis zum roten E und zeigt den Nährwert eines Lebensmittels an. Innerhalb einer Produktgruppe trägt ein Lebensmittel mit grüner A-Bewertung eher zu einer gesunden Ernährung bei als ein Produkt mit rotem E. Nach aktuellem Stand haben sich rund 570 Unternehmen mit rund 860 Marken für eine Verwendung des Nutri-Score auf dem deutschen Vermarktungsgebiet registriert.

Weiterentwicklung des Nutri-Score
Anfang 2021 haben sich die am Nutri-Score beteiligten Staaten innerhalb Europas auf eine gemeinsame Koordination verständigt, um die Verwendung des Nutri-Score europaweit einheitlich zu gestalten. Neben Deutschland sind dies Frankreich, Belgien, Luxemburg, Schweiz, die Niederlande und Spanien – die sog. Countries officially engaged in Nutri-Score (COEN). Sie haben einen Lenkungsausschuss und ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium eingerichtet. Seit Februar 2021 evaluieren die WissenschaftlerInnen des Gremiums den Algorithmus der erweiterten Nährwertkennzeichnung. Ziel ist, den Algorithmus weiter zu verbessern, um die Aussagekraft und Differenzierbarkeit der Bewertungen zu erhöhen.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2022 auf Seite M475.

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