Strahlenschutz: Einige deutsche Wildpilze noch immer radioaktiv belastet

Auch 32 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind deren Auswirkungen in Deutschland zu beobachten. Das belegen Messergebnisse, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in zwei aktuellen Berichten veröffentlicht hat.

Pilzarten wie der Semmelstoppelpilz können auch mehr als 30 Jahre nach dem Tschernobyl- Unfall noch stark radioaktiv belastet sein.
Pilzarten wie der Semmelstoppelpilz können auch mehr als 30 Jahre nach dem Tschernobyl-Unfall noch stark radioaktiv belastet sein.

Demnach sind einzelne Wildpilzarten in bestimmten Regionen Bayerns nach wie vor stark radioaktiv belastet, festgestellt anhand der Belastung mit radioaktivem Cäsium (Cäsium-137), welches nach dem Reaktorunfall ausgetreten ist. Bei landwirtschaftlichen Produkten insgesamt ist die Belastung infolge des Reaktorunfalls von Tschernobyl aber deutlich zurückgegangen und die aktuellen Messwerte sind gering.

So können bspw. Braunscheibige und Orangefalbe Schnecklinge sowie Rotbraune Semmelstoppelpilze bis zu einige 1 000 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro kg Frischmasse aufweisen. „Bei einigen Wildpilzarten kann auch mehr als drei Jahrzehnte nach dem Tschernobyl- Unfall noch keine Entwarnung gegeben werden. Unsere Messergebnisse zeigen, dass die radioaktive Belastung dieser Pilzarten im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln nach wie vor sehr hoch ist“, sagt BfS-Präsidentin Inge Paulini. Wegen seiner Halbwertszeit von rund 30 Jahren ist das aus dem Tschernobyl-Unfall stammende Cäsium-137 bisher erst rund zur Hälfte zerfallen.

Mit einer Mahlzeit höher belasteter Wildpilze kann dem Körper mehr Cäsium-137 zugeführt werden als mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion innerhalb eines ganzen Jahres. Gesundheitliche Folgen sind dennoch nicht zu befürchten, wenn selbst gesammelte Wildpilze in üblichen Mengen verzehrt werden. Für Pilze, die in den Handel gebracht werden, gilt, dass ein Grenzwert von 600 Becquerel pro kg nicht überschritten werden darf.



Kontaminierte Regionen

Die höchsten Gehalte an Cäsium-137 in Wildpilzen sind in stärker kontaminierten kleineren Gebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt und in der Region Mittenwald zu finden. Diese Gebiete wurden durch den Reaktorunfall im Jahr 1986 zehnmal höher belastet als bspw. der Norden Deutschlands. In anderen Regionen sind die Werte in Pilzen wegen der geringeren Ablagerung von Cäsium-137 entsprechend niedriger.

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, Pressemeldung vom 17.10.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/2018 auf Seite M597.

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