Gemeinsames Positionspapier von DDG und DGK: Herzinsuffizienz und Diabetes

Untersuchungen zeigen, dass bei fast einem Drittel aller DiabetespatientInnen – die Dunkelziffer wird jedoch weitaus höher geschätzt – eine Herzinsuffizienz vorliegt. Umgekehrt steht die Herzinsuffizienz auch mit einer schlechten Stoffwechsellage in Zusammenhang: Bei 30–40 % aller PatientInnen mit Herzerkrankungen liegt bereits ein Prädiabetes oder manifester Diabetes mellitus Typ 2 vor. Um auf die Häufigkeit und das riskante Zusammenspiel dieser Erkrankungen vermehrt aufmerksam zu machen, haben die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ein erstes gemeinsames Positionspapier herausgegeben.

Bei 30–40 % aller PatientInnen mit Herzerkrankungen liegt bereits ein Prädiabetes oder manifester Diabetes mellitus Typ 2 vor. © Kateryna Novikova/iStock/Getty Images Plus
Bei 30–40 % aller PatientInnen mit Herzerkrankungen liegt bereits ein Prädiabetes oder manifester Diabetes mellitus Typ 2 vor. © Kateryna Novikova/iStock/Getty Images Plus

Das Positionspapier fasst die vorhandene wissenschaftliche Evidenz zu beiden Erkrankungsbildern zusammen und gibt Empfehlungen, was bei Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz und des Diabetes mellitus zu beachten ist. Ziel ist es, MultiplikatorInnen wie ÄrztInnen und Ernährungsfachkräfte für die Krankheitsbilder zu sensibilisieren und auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, die Betroffenen beider Erkrankungen regelmäßigen Untersuchungen zu unterziehen und interdisziplinär zu therapieren.
„Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz gehen ein häufiges, oft unterschätztes und mitunter tödliches Wechselspiel ein“, erklärt Prof. Dr. Thomas Forst, erster Vorsitzender der AG „Diabetes & Herz“ der DDG. Die Mortalitätsrate durch kardiovaskuläre Vorfälle ist um 50–90 % erhöht. Daher sei es umso wichtiger, diese HochrisikopatientInnen frühzeitig zu identifizieren und ihre Lebenserwartung durch eine differenzierte Therapie zu verbessern, so Forst. „Bei einer Herzinsuffizienz überlebt jede/r fünfte Betroffene nach der ersten stationären Einweisung keine zwölf Monate. Wird es zu spät erkannt oder unterschätzt, endet es oft tödlich“, gibt Kardiologin und Erstautorin des Positionspapiers Dr. Katharina Schütt zu bedenken.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass einige PatientInnen nicht symptomatisch sind. PatientInnen mit Diabetes mellitus sind bereits im jüngeren Lebensalter bis zu fünf Mal häufiger von Herzinsuffizienz betroffen als Stoffwechselgesunde – allerdings ist die sog. diastolische Herzinsuffizienz (HFpEF) meist klinisch unauffällig. „Es ist daher davon auszugehen, dass die Diagnose dieser Form der Herzinsuffizienz bei Menschen mit Diabetes viel zu selten gestellt wird und dass es eine hohe Dunkelziffer von bereits Betroffenen gibt“, erklärt Schütt.
Entsprechend findet sich die Empfehlung im Positionspapier, bei DiabetespatientInnen in regelmäßigen Abständen nach Symptomen einer Herzinsuffizienz zu fragen. Umgekehrt haben Herzinsuffizienz-PatientInnen ein signifikant erhöhtes Risiko, einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln. Daher werden auch hier dringend regelmäßige Diabetes-Screenings, bei denen der Glukose- und HbA1c-Wert gemessen und ggf. noch der oGTT-Wert ermittelt wird, empfohlen.
Bei einer Herzinsuffizienz sind aktuell SGLT-2-Inhibitoren die bevorzugte antidiabetische Strategie. Diese verhindern häufiger unerwünschte kardiovaskuläre Vorfälle und damit verbundene Krankenhausaufenthalte und reduzieren somit auch das Sterberisiko. Gleichzeitig schützen sie vor Nierenschäden, die bei diesen PatientInnen ebenfalls häufig auftreten. „Um den Teufelskreis zwischen Diabetes und Herzinsuffizienz zu unterbrechen ist es besonders wichtig, den Stoffwechsel stabil bei einem HbA1c-Wert von 7 % zu halten“, so Forst.

Literatur
Schütt K, Aberle J, Bauersachs J, et al.: Positionspapier der DDG und DGK: Herzinsuffizienz und Diabetes. 2022. https://doi.org/10.1007/s12181-022-00562-4.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft, Pressemeldung vom 11.08.2022



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2022 auf Seite M590.

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