19. aid Forum: Achtsamkeit in der Ernährung

Zum 19. und letzten Mal fand im September 2016 in Bonn das aid Forum statt, Thema: „Essen mit Körper, Herz und Verstand – Achtsamkeit in der Ernährung“. Da sich der aid aufgelöst hat und seine Aufgaben ab 2017 in das neue „Bundeszentrum für Ernährung“ (BZfE) integriert werden (=> S. M681), bleibt zu hoffen, dass künftige BZfE-Veranstaltungen an die aid Foren anknüpfen können.

Achtsamkeit ist zwar kein völlig bahnbrechendes, noch nie gehörtes Tagungsthema, aber doch wegweisend für unsere heutige Lebensweise und das Themenfeld Essen und Beratung. Dr. Margareta BÜNING-FESEL, bisher Geschäftsführender Vorstand des aid und zukünftig Leiterin des BZfE, begrüßte die rund 300 Teilnehmer daher direkt mit dem Hinweis, dass achtsames Essen eine Haltung/ Einstellung ist, die zu einer bewussten Präsenz im Hier und Jetzt führt – Autopilot off. In Bezug auf Essen bedeutet dies für sie: Bewusst Ess-Entscheidungen treffen, in Ruhe genießen, Sättigung spüren.

Die niedergelassene Psychotherapeutin Gaby VYCHODIL untermauerte in ihrem sehr besinnlichen Vortrag, wie eine achtsame Haltung als psychohygienischer Ansatz über Sorgsamkeit, Gelassenheit, Selbstbesinnung und Zielgerichtetheit zur Gesundheit beiträgt und Sein und Tun zusammenbringt. VYCHODIL betonte, dass dies im inneren Erleben stattfinde, stets zielgerichtet ist (bspw. aufs Essen oder Befinden) und sich im Wechsel von Aktion und Entspannung entspinnt. Die mehrmals eingestreute Übung „Innehalten und bewusst atmen“ veranschaulichte dies, sowie, dass unser Atem die direkteste Art ist, das autonome Nervensystem zu beeinflussen und so für Ruhe zu sorgen. Die Teilnehmer erfuhren und erlebten, dass Achtsamkeit erlernbar ist.

„Man achtet auf sehr vieles – nur nicht auf sich selbst“, proklamierte Helgo BRETTSCHNEIDER, Impuls-Seminare Bad Honneff. Wie man sich angesichts der Datenflut und des meist selbstgebastelten Hamsterrads „gehirngerecht“ verhalten kann, zeigte er anhand der Schlüsselfrage: „Wie oft machen Sie was?“ …bspw. Nachrichten beantworten?

Mit der Vorstellung, dass wir immer achtsam leben sollten, räumte Dr. Katrin IMBIEROWICZ, Fachärztin für Psychosomatische Medizin, auf. Es gilt: nicht immer, sondern immer wieder, z. B. einzelne Bissen oder Momente achtsam wahrnehmen. „Was fühle ich im Körper, was im Kopf und was im Herzen?“ könne man vor, während und nach dem Essen fragen. Anhand von Beispielen aus der Klinik zeigte sie zudem, dass achtsamkeitsbasierte Erfahrungen auch in der Therapie von Essstörungen hilfreich sein können, natürlich nur als Extra zu einer leitliniengerechten Behandlung – sowohl bei Überregulierung (bspw. Magersucht) als auch bei Unterregulierung wie Binge Eating.

Jutta KAMENSKY konkretisierte abschließend, wie und mit was man als Ökotrophologe Genusstrainings konzeptionieren kann, denn genießen bedeute, bewusst und eigenfürsorglich zu handeln.

Die Kurzfassungen dieser und weiterer Vorträge des aid Forums: -> www.aid.de



Forschungsbedarf: Achtsam essen messen?

Bisher existiert nur ein englischer Fragebogen aus dem Jahr 2009 von Framson et al.: „Mindful Eating Questionnaire“ (MEQ), berichtet Dr. Katrin IMBIEROWICZ. Dieser müsse für den deutschsprachigen Raum übersetzt und validiert werden.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/16 auf Seite M684.

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