Lebensmittelkennzeichnung: Lebensmittelampel in Deutschland
- 15.01.2019
- Print-News
- Lisa Bosbach
Seit 2016 besteht bereits die Kennzeichnungspflicht von Fett, Kohlenhydraten, Zucker, Protein und Salz auf verpackten Lebensmitteln. Der Bedarf der VerbraucherInnen geht allerdings über diese numerische Form der Nährwertkennzeichnung hinaus.1 Beim Konzept der Lebensmittelampel hätten VerbraucherInnen beim Einkaufen die Möglichkeit, verschiedene Produkte anhand der Farbgebung leichter miteinander zu vergleichen. Eine einheitlich verpflichtend aufgedruckte Ampel würde Hersteller zudem dazu anregen, Zucker, Fett und Salz zu reduzieren. Ein Vergleichstest der französischen Regierung hat ergeben, dass Menschen mithilfe der Lebensmittelampel gesünder einkaufen [1].
Modelle
Das ursprüngliche Modell der Lebensmittelampel wurde von der englischen Lebensmittelbehörde FSA bereits 2007 entwickelt. Diese „Original-Ampel“ zeigt nicht nur eine Farbskala, sondern vier: jeweils für Fett, gesättigte Fette, Zucker und Salz. Sie bezieht sich auf 100 g des Produkts, sodass bspw. das Zuckerfeld rot erscheint, wenn ein Produkt mehr als 15 % Zucker enthält.
Im vergangenen Jahr wurde die Idee von WissenschaftlerInnen aufgegriffen und das Nutri-Score-Modell1 (Abbildung 1) erstellt. Hierbei wird eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produkts vorgenommen: Günstige und ungünstige Nährwertbestandteile werden mit Punkten bewertet und miteinander verrechnet. Das Ergebnis zeigt sich in einer fünfstufigen Farbskala, welche zugleich mit den Buchstaben A–E hinterlegt ist. Hat ein Produkt ein ausgewogenes Nährwertprofil, so erhält es eine grüne Einordnung und den Buchstaben A, ein unausgewogenes Produkt hingegen erhält eine rote Bewertung und den Buchstaben E.
Industrie und Politik
Neben diesen Modellen streben fünf große Lebensmittelkonzerne (Coca-Cola, Mondelez, Nestlé, PepsiCo und Unilever) ein eigenes Ampel-Modell an, welches sich jedoch nicht auf 100 g, sondern auf eine Portion bezieht. Mit diesem Ampelmodell müssten auch Produkte wie Nutella, das zu 90 % aus Zucker und Fett besteht, keine rote Ampel erhalten.
Eine einheitliche Kennzeichnung in Form der Lebensmittelampel wurde 2010 im Gesundheitsausschuss des Europaparlaments debattiert. Vorlage dessen sollte die Nährwertampel der britischen Lebensmittelbehörde sein. Dieser Vorschlag wurde jedoch abgelehnt, weshalb die Kennzeichnung in Ampelform bis heute nur auf freiwilliger Basis existiert.
Danone hat 2018 angekündigt, seine Produkte ab 2019 mit Farbkennzeichnung zu verkaufen – ein erster Schritt?
=> 1 Julia C, Hercberg S (2017) Nutri-Score: evidence of the effectiveness of the French front-of-pack nutrition label. Ernahrungs Umschau 64(12): 181–187
Literatur:
1. République française: Ministère des affaires sociales et de la santé. Simplified nutrition labelling – implementation of the law on modernising our health system, URL: file:///Y:/KuB/Report%20of%20the%20steering%20committee%20for%20assessment%20under%20actual%20buying%20conditions.pdf Zugriff 10.12.18
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 1/2019 auf Seite M5.