=> „Moderne Insulintherapie: Insulininjektion und Diabetestechnologien“ in Ernährungs Umschau 6/2019 in „Ernährungspraxis & Diätetik“ © Jull1491/iStock/Getty Images Plus
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Gesundheitssystem: Nutzung von Diabetes-Technologien steigt

Immer mehr Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 (DMT1) nutzen eine Insulinpumpe. Insbesondere bei Kindern unter 15 Jahren ist sie inzwischen eine Standardtherapie. Auch Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM), wie Glukosesensoren, die PatientInnen zur Blutzuckerbestimmung am Arm oder Bauch platzieren, haben eine breite Akzeptanz gefunden. Diese Technologien haben dazu beigetragen, die Therapie zu verbessern und Komplikationen – wie schwere Unterzuckerungen – zu reduzieren [1]. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordert daher raschere Bewilligungsverfahren der Kostenträger für Insulinpumpen und CGM.

Eine in Diabetes Care veröffentlichte Studie [1] veranschaulicht, dass 1995 nur 1 % der DiabetespatientInnen die Insulinpumpe nutzte – heute sind es über die Hälfte. „Die deutlichste Zunahme ist bei Kleinkindern unter 6 Jahren zu verzeichnen: Über 90 % dieser Altersgruppe erhalten heute eine Insulinpumpentherapie“, resümiert DDG-Vizepräsident Professor Andreas Neu.

In der Beobachtungsstudie an über 96 500 PatientInnen mit DMT1 von 1995 bis 2017 zeigen die AutorInnen, dass auch Glukosesensoren in der Therapie erheblich an Bedeutung gewannen. Hierbei befindet sich ein Sensor mit einer winzigen Elektrode im Unterhautfettgewebe, der regelmäßig den Glukosewert ermittelt. „Besonders bei Kleinkindern unter 6 Jahren wird der Glukosesensor immer häufiger eingesetzt“, führt Studienautorin Dr. med. Louisa van Boom, Oberärztin am Clementine Kinderhospital Frankfurt, aus.

Auch Therapieerfolg und Sicherheit haben zugenommen: „Wir konnten aufzeigen, dass sich der HbA1c-Wert bei Pumpenträgern gegenüber Patienten mit Pen-Therapie verbessert hat“, so van den Boom. Zudem habe sich die Anzahl der PatientInnen mit schweren Unterzuckerungen und Koma durch die neuen Technologien deutlich verringert.

Die besondere Erfolgsgeschichte der CGM-Systeme bei Kindern sieht PD Dr. Thomas Kapellen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie der DDG (AGPD), in der Therapieerleichterung und Verbesserung der Lebensqualität. Denn bei Kindern muss jederzeit mit erheblichen Blutzuckerschwankungen gerechnet werden. „Unregelmäßige Bewegung und Nahrungsaufnahme sowie Wachstumsschübe wirken sich erheblich auf den Zuckerstoffwechsel aus. Die Insulindosis muss daher besonders häufig und schnell angepasst werden, um gefährliche Unterzuckerungen zu verhindern“, erklärt Kapellen, Leiter der Diabetes-Ambulanz für Kinder und Jugendliche im Universitätsklinikum Leipzig. Dies lasse sich unkompliziert und mit deutlich weniger Aufwand mithilfe einer Insulinpumpe gewährleisten.

„Doch die CGM-Systeme werden Patienten meist nur nach einem langen Genehmigungsverfahren unter zusätzlicher Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) zugesprochen“, kritisiert Kapellen. Dies sei unnötig, da die Leitlinien der DDG, der ergänzende Begutachtungsleitfaden zur Bewilligung einer Insulinpumpe des MDK sowie der Beschluss des G-BA zum rt(real time)CGM eindeutig für eine Erstattung sprechen. „Eine verzögerte Bewilligung der kontinuierlichen Glukosemessung belastet die betroffenen Familien nur unnötig“, ergänzt Neu.

Literatur:
1. van den Boom L: Temporal trends and contemporary use of insulin pump therapy and glucose monitoring among children, adolescents, and adults with type 1 diabetes between 1995 and 2017. Diabetes Care 2019; 42: 1–7.

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Pressemeldung vom 02.10.2019



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2020 auf Seite M4.

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