Ess- und Kaufverhalten: Grundschulkinder beeinflussen Gleichaltrige beim Kauf von Snacks

Kinder, die eigenständig Snacks kaufen, sind oft mit Gleichaltrigen unterwegs: in Schulpausen, auf dem Nachhauseweg am Kiosk oder im Schwimmbad. Doch wie wirkt sich die Anwesenheit von Gleichaltrigen auf die Kaufentscheidungen von Kindern aus? Diese Fragestellung wurde nun an der Universität Bonn untersucht [1].

Inzwischen ist jedes siebte Kind zwischen sechs und zwölf Jahren in Deutschland übergewichtig. Übergewicht kann langfristig schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen. „Bereits Kinder im Grundschulalter verfügen durch Taschengeld und Geldgeschenke über eine erhebliche Kaufkraft, die es ihnen erlaubt u. a. auch eigenständig Snacks zu kaufen“, betont Stefanie Landwehr, Doktorandin am Lehrstuhl für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Universität Bonn. „Um Kinder zu unterstützen, möglichst gesunde Entscheidungen zu treffen, ist es wichtig zu verstehen, was ihre Kaufentscheidung beeinflusst.“
Für die Studie füllten rund 130 Dritt- und Viertklässler*innen im Alter von 8–10 Jahren einen kindgerechten Fragebogen aus, der ihre Snackvorlieben und ihr Wissen über Ernährung abfragte. Anschließend wurde ihnen eine weitere Aufgabe gestellt, um ihre Problemlösungskompetenz zu messen. Als Belohnung erhielten die Kinder für ihre Teilnahme bis zu diesem Punkt 3,00 €.
Einen Teil dieses Gelds konnten sie nun im Rahmen eines einfachen Kaufexperiments einsetzen. Zur Auswahl standen verschiedene Snackoptionen: Schokokekse (die ungesündeste Alternative), Frucht-Quetschies (eine mittlere Alternative) und Apfelscheiben (die gesündeste Alternative). Die Kinder konnten dabei jeweils zwischen Markenprodukten einer Schnellrestaurant-Kette und No-Name-Produkten wählen. Die Snacks waren zu 0,60 €, 1,00 € oder 1,40 € erhältlich.
Die Kinder hatten nun die Möglichkeit, zwischen zwei Produkten zu wählen, bspw. einem Beutel Apfelscheiben der Schnellrestaurant-Kette für 1,00 € und einem No-Name-Quetschie für 0,60 €. Alternativ konnten sie auch entscheiden, keinen der beiden Snacks zu kaufen. Ihre Wahl wurde auf einer Antwortkarte vermerkt, dieser Auswahlprozess insgesamt zehn Mal mit unterschiedlichen Snack-, Marken- und Preiskombinationen wiederholt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Konformität in dieser Altersgruppe eine bedeutende Rolle zu spielen scheint: „Wenn die Kinder die Snacks im Beisein eines Freundes oder einer Freundin gekauft haben, haben sie oftmals die gleiche Entscheidung getroffen. In 13,5 % der Fälle wählten beide Kinder sogar immer den gleichen Snack aus“, erläutert Prof. Dr. Monika Hartmann der Universität Bonn. Dabei tendierten sie besonders häufig zur Wahl des Schokokeks. Kinder hingegen, die alleine an dem Experiment teilnahmen, entschieden sich öfter für die Quetschies. „Eine mögliche Erklärung für diese Unterschiede zwischen den beiden Gruppen könnte sein, dass die Kinder vermuten, dass Gleichaltrige Kekse als ‚cooler‘ betrachten – vielleicht sogar, weil sie ungesünder sind“, spekuliert Hartmann.
Auch Kinder mit hohem Wissen über Ernährung trafen häufig die gleichen Entscheidungen wie ihre Partner*innen. Interessanterweise haben Kinder in der Zweiergruppe häufiger entschieden, keinen der beiden Snacks zu kaufen. „Es scheint, dass der Wunsch nach Konformität bei unterschiedlichen Präferenzen zu diesen Entscheidungen führte“, mutmaßt Landwehr. Eine positive Beobachtung im Zusammenhang mit diesem „Gruppenzwang“: Kinder wählten im Beisein eines anderen Kindes tendenziell preisgünstigere Varianten aus. Sie zeigten also ein stärkeres Preisbewusstsein. Die Marke spielte bei der Kaufentscheiden eine untergeordnete Rolle.
Die Ergebnisse bieten Ansatzpunkte für die Politik, um Grundschulkinder zu motivieren, die gesündere Wahl zu treffen.

Literatur
1. Landwehr SC, Hartmann M: Is it all due to peers? The influence of peers on children’s snack purchase decisions. Appetite 2024, 192: 107111.

Quelle: Pressemeldung der Universität Bonn vom 24.11.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2024 auf Seite M11.

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