Nahrungsergänzungsmittel: Hochdosierte NEM mit Vitamin D können die Gesundheit beeinträchtigen

Vitamin D kann vom Körper mithilfe von Sonnenlicht selbst synthetisiert werden, anders als die meisten Vitamine, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Bei ausreichender Sonnenlichtbestrahlung trägt die körpereigene Bildung zu 80–90 % zur Vitamin-D-Versorgung bei.

Wieviel Vitamin D der Körper bildet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von Hauttyp, Alter und Jahreszeit ab. Menschen mit dunkler Haut bilden weniger Vitamin D als Menschen mit heller Haut und ältere Menschen weniger als jüngere. Von Oktober bis März ist die Sonneneinstrahlung in Deutschland nicht stark genug für eine ausreichende Produktion von Vitamin D. Allerdings kann es vom Körper im Fett- und Muskelgewebe gespeichert und durch körperliche Aktivität wieder freigesetzt werden.
Da jedoch nicht immer ausreichende Vitamin-D-Spiegel durch die körpereigene Bildung erreicht werden, kann eine zusätzliche Aufnahme über Nahrungsergänzungsmittel (NEM) für bestimmte Personengruppen (z. B. kranke oder pflegebedürftige Personen, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten), insb. in den Wintermonaten, sinnvoll sein.
Hochdosierte NEM mit 4000 IE Vitamin D/Tag oder mehr sind für eine ausreichende Versorgung nicht nötig. „Wer solche Mittel langfristig einnimmt, riskiert gesundheitliche Beeinträchtigungen“, sagt Dr. Karen Ildico Hirsch-Ernst. So wurde in einigen klinischen Studien durch die tägliche Gabe von 4000 IE Vitamin D über längere Zeit im Vergleich zur Kontrolle eine stärkere Verringerung der Knochendichte bei älteren Frauen, eine Erhöhung des Sturzrisikos sowie eine Verschlechterung der Herzfunktion bei herzkranken Menschen beobachtet. In exzessiven Mengen aufgenommen kann es zur Vitamin-D-Vergiftung kommen. Diese zeigt sich durch eine ausgeprägte Erhöhung der Kalziumwerte im Blut, die mit Symptomen wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Gewichtsverlust einhergehen kann. Besteht die Hyperkalzämie für längere Zeit, kann es zu Nierensteinen und einer Nierenverkalkung bis hin zu einer (irreversiblen) Abnahme der Nierenfunktion kommen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Verbraucher*innen, die Vitamin D ergänzen möchten, auf NEM mit bis zu 800 IE Vitamin D/Tag zurückzugreifen. Diese Dosis reicht aus, um die Serumkonzentration des Blutmarkers 25-Hydroxyvitamin D auf 50 nmol/L zu heben – auch ohne die Bildung über die Sonnenbestrahlung und ohne, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind.
Bei Kindern ab 1 Jahr und Erwachsenen entspricht die Dosis von 800 IE/Tag dem Schätzwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine angemessene Zufuhr an Vitamin D bei fehlender endogener Synthese.
Das Angebot Vitamin-D-haltiger NEM ist sowohl im traditionellen Handel als auch im Internet sehr groß. Darunter sind auch Produkte zu finden, die besonders hohe Dosen an Vitamin D enthalten, oft in Kombination mit Vitamin K, insb. Vitamin K2. Inwieweit sich die Interaktion dieser beidenn Vitamine auf die Gesundheit auswirkt, ist gegenwärtig nicht hinreichend wissenschaftlich erforscht. Die Behauptung, dass Vitamin K2 bei gleichzeitig hoher Vitamin-D-Aufnahme das Risiko einer Gefäßverkalkung senkt, ist nicht belegt.
Für Vitamin K empfiehlt das BfR, einem NEM nicht mehr als 80 μg Vitamin K1 oder nicht mehr als 25 μg Vitamin K2/Tag zuzusetzen. Menschen, die bestimmte blutgerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ) etwa zur Thromboseprophylaxe einnehmen, sollten Vitamin K grundsätzlich nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen, denn Vitamin K kann die therapeutische Wirkung dieser Mittel abschwächen.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Pressemeldung vom 07.12.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2024 auf Seite M7.

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