Mangelernährung: Tierprodukte verbessern Ernährung von Kindern in Afrika
- 14.01.2025
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- Redaktion
Weltweit leiden fast 150 Mio. Kinder im Alter von bis zu 5 Jahren unter gravierenden Wachstums- und Entwicklungsstörungen (auch Stunting genannt). Ursache ist eine unzureichende Zufuhr lebenswichtiger Nährstoffe. Neben Kleinwuchs geht Stunting auch mit einer Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung und einer erhöhten Kindersterblichkeit einher.
Studien zeigen, dass der Konsum von Milchprodukten, Eiern, Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln das Risiko dieser Entwicklungsdefizite reduziert. „In Afrika gab es für diesen Zusammenhang bislang aber keine verlässlichen wissenschaftlichen Belege“, erklärt Dr. Makaiko Khonje von CABI‘s (Centre for Agriculture and Bioscience International) regionalem Zentrum für Afrika in Nairobi (Kenia).
In einer aktuellen Studie [1] analysierte Khonje zusammen mit Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn Daten aus repräsentativen Studien aus Äthiopien, Malawi, Nigeria, Tansania und Uganda. Die Wissenschaftler verglichen dafür mehr als 32000 Wachstumsdaten von Kindern im Alter von bis zu 5 Jahren. Viele der Jungen und Mädchen wurden im Laufe der Jahre mehrfach untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, wenn Mädchen oder Jungen zumindest hin und wieder tierische Produkte zu sich nahmen, reduzierte sich ihr Stunting-Risiko um fast 7 %. Den größten Effekt hatte der Verzehr von Eiern, gefolgt von Milchprodukten und Fisch. Für Fleisch waren die Entwicklungseffekte in einigen Ländern positiv, in anderen Ländern nicht. Bei den statistischen Analysen wurde der Einfluss anderer Faktoren wie des Familieneinkommens oder der Ausbildung der Eltern herausgerechnet. Auch Obst, Hülsenfrüchte und Gemüse sind der Studie zufolge gut für Wachstum und Entwicklung. „Die positiven Effekte einer rein pflanzenbasierten Ernährung waren aber geringer, als wenn auch tierische Produkte auf dem Speiseplan standen“, sagt Khonje. „Pflanzliche Kost ist zudem gerade in ländlichen Gebieten oft nicht das ganze Jahr über in ausreichender Menge verfügbar. Unsere Ergebnisse deuten daher darauf hin, dass gerade für ärmere Familien der Zugang zu tierischen Lebensmitteln verbessert werden sollte, um Mangelernährung zu bekämpfen.“
Da bei der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung deutlich mehr Treibhausgase als beim Anbau von Getreide, Obst oder Gemüse entstehen, lassen sich die Klimaziele nur erreichen, wenn der Verzehr von tierischen Produkten weltweit reduziert wird. Allerdings verzehren Menschen in Europa oder Nordamerika im Schnitt viermal so viel Milch und Fleisch wie Menschen in Afrika. „In den einkommensstarken Ländern ist es daher auf jeden Fall sinnvoll, sich beim Konsum tierischer Lebensmittel einzuschränken“, sagt Qaim. „Bei den ärmeren Bevölkerungsschichten auf dem afrikanischen Kontinent würde ein solcher Schritt aber die Mangelernährung bei Kindern weiter verschärfen.“ Auf Länder wie Deutschland lassen sich die Ergebnisse der Studie nicht übertragen: Hierzulande liegt der Konsum von Tierprodukten im Schnitt deutlich höher als es für eine gesunde Ernährung empfehlenswert ist.
Literatur
1. Khonje MG, Qaim M: Animal- sourced foods improve child nutrition in Africa. Proc Natl Acad Sci U S A; 121(50): e2319009121.
Quelle: Universität Bonn, Pressemeldung vom 03.12.2024
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 1/2025 auf Seite M6.