Vegane Ernährung: Algen oder Tabletten für die Jodversorgung?

Da Veganer auf alle tierischen Produkte verzichten, haben sie ein erhöhtes Risiko für einen Jodmangel, denn besonders Seefisch und Milch(produkte) sind jodreich. Pflanzliche Lebensmittel enthalten nur geringe Mengen an Jod. Für diejenigen Veganer, die zudem kaum Jodsalz oder damit hergestellte Lebensmittel verwenden, sind Algen bzw. Algenpräparate eine Alternative, um ausreichend mit dem lebensnotwendigen Spurenelement versorgt zu sein. Allerdings enthalten diese teilweise extrem hohe Jodmengen, die gesundheitlich riskant sind.

„Daher sollten Veganer, in Absprache mit dem Hausarzt, besser auf Tabletten zurückgreifen, die eine definierte Menge Jod, z. B. 100 μg, enthalten“, rät Professor Roland GÄRTNER, Internist und Endokrinologe an der Universität München sowie Vorsitzender des Arbeitskreises Jodmangel e. V. (AKJ). Algen könnten aber in geringen Mengen Speisen zugefügt werden, ergänzt er. Wer Algenprodukte kauft, sollte darauf achten, dass der Jodgehalt sowie die maximal täglich empfohlene Verzehrmenge genannt sind [1]. Generell empfiehlt der AKJ Veganern, alle Speisen mit Jodsalz zuzubereiten und bei veganen Fertigprodukten auf die Bezeichnungen „jodiertes Speisesalz” oder „Jodsalz” zu achten.

=> Lesen Sie mehr zu Algen und Algenprodukten im Special ab S. M84.

Literatur:
1. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Stellungnahme „Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen“ vom 12.06.2007
2. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). BVL weist auf Probleme bei der Heißhaltung von Speisen hin. Pressemeldung vom 26.11.2014

Quelle: Arbeitskreis Jodmangel e. V., Pressemeldung vom 15.12.2016



Algen(präparate)

Algen und Algenpräparate weisen Jodgehalte von bis zu 6 500 mg pro kg Trockenprodukt auf. „Diese sehr hohen Mengen können bei Menschen mit langjährigem Jodmangel und möglicherweise bereits bestehenden Knoten in der Schilddrüse eine Funktionsstörung auslösen. Auch für Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow, Hashimoto oder heißen Knoten sind extrem hohe Jodmengen problematisch“, so GÄRTNER. Daneben sind Algen häufig mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Aluminium und Arsen belastet [2]. Über einen längeren Zeitraum aufgenommen, können diese u. a. Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Knochenerkrankungen fördern.



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 2/17 auf Seite M63.

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