Nachhaltigkeit: Externe Kosten - Lebensmittel doppelt so teuer wie Ladenpreis
- 15.02.2018
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- Stella Glogowski
(stg) Ein Bericht des Sustainable Food Trust [1] hat gezeigt, dass Steuerzahler in Großbritannien letztendlich zweimal so viel Geld für Lebensmittel aufwenden müssen, als sie beim tatsächlichen Lebensmitteleinkauf zahlen.
Die versteckten bzw. externen Kosten für Lebensmittel sind dort also genauso hoch wie der Kaufpreis im Geschäft: 120 Mrd. britische Pfund (ca. 137 Mrd. €) pro Jahr und damit weitaus höher, als bisher angenommen. Diese Kosten werden jedoch nicht von den Verursachern, den Lebensmittelproduzenten und -händlern getragen, sondern werden auf die Gesellschaft umgewälzt. Britische Konsumenten zahlen also wortwörtlich zweimal für ihre Lebensmittel.
Den größten Anteil dieser externen Kosten (etwa die Hälfte) verursachen intensive Produktionsmethoden durch Umweltverschmutzung, Zerstörung von Böden, Biodiversitätsverluste und negative Gesundheitseffekte. Gesundheitskosten, die durch ungesunde Ernährungsweisen entstehen, verursachen ca. 37 % der externen Kosten, also ca. 37 Cent pro ausgegebenen Euro. Der Großteil dieser Kosten wird über Steuerzahlungen und Krankenkassen getragen und geht durch Einkommenseffekte aufgrund von Krankheit verloren.
Der Bericht erörtert, dass diese Kostenexternalisierung sogar als „Anreiz“ dient, umwelt- und gesundheitsschädigend zu produzieren, zu handeln und dadurch höhere Gewinne zu erwirtschaften. Denn: Diejenigen, die nachhaltig Lebensmittel erzeugen und in den Handel bringen, müssen die höheren Kosten hierfür selbst tragen und zum Teil an die Kunden weitergeben.
Forderung an die Politik
Der Sustainable Food Trust fordert die Politik dazu auf, diese externen Kosten auf Erzeuger- und Handelsebene zu internalisieren und so den Kostenunterschied zwischen schädigend produzierten und nachhaltig produzierten Erzeugnissen anzugleichen. Dies sollte über eine Besteuerung von intensiven Landwirtschaftssystemen, bspw. des Einsatzes von mineralischen Stickstoffdüngern, erfolgen. Die Erlöse sollten u. a. genutzt werden, um Landwirte darin zu unterstützen, nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden einzusetzen.
Literatur:
1. Sustainable Food Trust. The hidden cost of UK food. 21.11.2017. URL: http://sustainablefoodtrust.org/articles/hidden-cost-uk-food/ Zugriff 26.01.18
2. Puls T, Heinrich Böll Stiftung. Externe Kosten – Wahrheit und Legende. (2008) URL: www.boell.de/de/navigation/oekologische-marktwirtschaft-4787.html Zugriff 26.01.18
3. Deutscher Bundestag. Studien zu externen Kosten der Landwirtschaft seit 2006. (2016). URL: www.bundestag.de/blob/438336/6006031a73336e537f1916382018286b/wd-5-062-16-pdf-data.pdf Zugriff 26.01.18
Was sind externe Kosten im Lebensmittelsektor?
Das Prinzip der externen Kosten für Lebensmittel ist zentral in der umweltpolitischen Debatte. Externe Kosten sind generell definiert als diejenigen unerwünschten ökologischen und ökonomischen Konsequenzen wirtschaftlicher Aktivitäten, die vom Verursacher nicht in seiner Kostenkalkulation bzw. Preisbildung berücksichtigt werden, also externalisiert bleiben [2]. Diese Kosten trägt also nicht der Verursacher, sondern die Gesellschaft (Steuerzahler, Krankenkassen, Arbeitgeber etc.).
Bei der Lebensmittelproduktion sind dies bspw. Umweltschäden durch Treibhausgasemissionen, Verlust der Artenvielfalt, Verschmutzung von Trinkwasser, Böden und Luft und gesundheitsschädliche Auswirkungen bspw. durch Pflanzenschutzmittel auf Konsumenten und Erzeuger [3].
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 2/2018 auf Seite M62.