Marktcheck der Verbraucherzentralen: Nutri-Score: bietet Orientierung, ist aber zu selten vorhanden

Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigte: Von 1 451 untersuchten Produkten trugen 40 % den Nutri-Score. Das freiwillige Label zeigt meist zuverlässig Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe an. Die Verbraucherzentralen fordern, dass der Nutri-Score in der EU verpflichtend wird.

Marktcheck Nutri-Score 2022: www.verbraucherzentrale-hessen.de/sites/default/files/2022-11/2022-12-01_verbraucherzentrale_bericht_marktcheck_nutri-score.pdf

Die Verbraucherzentralen überprüften Lebensmittel aus den Produktgruppen Brote und Brötchen, Pizzas, Milch und Milchgetränke, Pflanzendrinks und Zerealien hinsichtlich einer Kennzeichnung mit dem Nutri-Score. Verglichen wurden die Ergebnisse mit denen eines Pre-Checks bei den gleichen Produkten ein Jahr zuvor. Die Ergebnisse:

  • 579 von 1 451 Produkten (40 %) trugen einen Nutri-Score. Das waren weniger als die Hälfte der untersuchten Lebensmittel.
  • Mit 118 von 169 Produkten (70 %) waren Pizzas am häufigsten mit dem Nutri-Score gekennzeichnet.
  • Am seltensten war der Nutri-Score bei Zerealien und Milchprodukten mit einem Anteil von jeweils 28 % zu finden.
  • Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der mit dem Nutri-Score gekennzeichneten Produkte von 477 auf 579 und damit um sieben Prozentpunkte.
  • Bei insgesamt 140 von 1 451 Lebensmitteln hat sich die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert.

„Wir fordern bei der Einführung des Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. „Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird.“ „Erfreulich ist, dass Anbieter bei etwa einem Zehntel der untersuchten Produkte die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert haben“, meint Franz.
Das Grundprinzip der Berechnung des Nutri-Score ist, dass positive und negative Inhaltsstoffe miteinander verrechnet werden. Das kann aktuell dazu führen, dass bspw. Zerealien trotz eines hohen Zuckergehalts einen guten Nutri-Score erhalten. Für 2023 sind Verbesserungen in Aussicht gestellt. So sollen bei der Berechnung des Nutri-Score der Zuckergehalt sowie die Gehalte an Salz und Ballaststoffen strenger bewertet werden. „Die geplanten Veränderungen haben die Verbraucherzentralen gefordert. Sie sind sinnvoll, um die Nährstoffzusammensetzung durch den Nutri-Score noch besser abzubilden“, so Franz.
Der Nutri-Score wird nur in drei von 14 angefragten Bundesländern regelmäßig durch die Behörden der Lebensmittelüberwachung überprüft. „Das ist viel zu wenig. Denn immerhin 17 Produkte im Marktcheck waren laut Berechnung der Verbraucherzentralen mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet. Das zeigt, auch bei dieser freiwilligen Deklaration sind regelmäßige und bundesweit einheitliche Kontrollen notwendig“, sagt Franz.

Quelle: Verbraucherzentrale Hessen, Pressemeldung vom 06.12.2022



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 2/2023 auf Seite M69.

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