Junge Forschung: Nudge als pädagogische Maßnahme, um gesünderes Essen zu fördern

Gesundheitsförderungsprogramme, welche die Vermittlung von Ernährungswissen behandeln, führten bisher nicht zu einer Reduktion von Adipositas-Raten. Folglich müssen effektivere Strategien zur Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung auf Bevölkerungsebene entwickelt werden.

Dieser Übersichtsarbeit lag die Forschungsfrage zugrunde, inwieweit wissenschaftliche Untersuchungen bisher zeigen konnten, dass nonverbales Leiten bei der Speisenauswahl in Kantinen oder Buffets einen Einfluss auf diese hat. Von Januar bis April 2015 wurde in den Datenbanken PubMed und Cochrane Library mit den Suchwörtern nudge, eating, obesity und choice architecture eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Anhand des PICO-Systems (Population, Intervention, Controll, Outcome [1]) wurde bewertet, ob die wissenschaftlichen Untersuchungen in diese Arbeit inkludiert werden können.

Sechs Publikationen konnten entsprechend der definierten Ein- und Ausschlusskriterien herangezogen werden. Vier Studien konnten zeigen, dass nudges und choice architecture-Interventionen gesünderes Essen in Selbstbedienungssettings fördern können. Thorndike et al. [2] und Levy et al. [3] zeigten signifikante Veränderungen durch Ampelkennzeichnungs- und Platzierungsinterventionen zugunsten gesundheitlich positiv eingestufter Produkte (+5 %; +6,6 %). Wansink und Hanks [4] zeigten, dass 75 % der Probanden/-innen erstgesehene Produkte wählen. Rozin et al. [5] verzeichneten einen starken Rückgang bei schwer zugänglichen Produkten (-13,4 %). Olst ad et al. [6] konnten am Buffet in einer Freizeiteinrichtung keine signifikante Verbesserung der Speisen- und Getränkeauswahl durch nudging feststellen. Skov et al. [7] konnten in ihrer Übersichtsarbeit keine einheitlichen Ergebnisse zur Wirkung von nudge-Interventionen ableiten.

Aufgrund der Ergebnisse der Literaturrecherche können der Einsatz von nudges und choice architecture-Interventionen bedingt empfohlen werden. Die Platzierungs- und Ampelkennzeichnungsinterventionen zeigten positive Effekte bei der Speisen- und Getränkeauswahl in Selbstbedienungssettings. In Zukunft sollten derartige Interventionen als pädagogisch-didaktische Unterstützung in der Außer-Haus-Verpflegung als Beitrag zur Gesundheitsförderung genutzt werden; im Sinne von „make the healthier choice the easier choice“ (WHO 1986 [8]).

Literatur:
1. Centre for Reviews and Dissemination (2009) Systematic reviews. CRD´s guidance for undertaking reviews in health care. York. URL: www.york.ac.uk/inst/crd/pdf/Systematic_Reviews.pdf  Zugriff 17.05.15
2. Thorndike An et al. (2014) Traffic-light labels and choice architecture: prompting healthy food choices. Am J Prev Med 46: 143–149
3. Levy D et al. (2012) Food choices of minority and low-income employees: a cafeteria intervention. Am J Prev Med 43: 240–248
4. Wansink B et al. (2013) Slim by Design: Serving healthy foods first in buffet lines improves overall meal selection. PLoS ONE 8
5. Rozin P et al. (2011) Nudge to nobesity 1: Minor changes in accessibility decrease food intake. Judgm Decis Mak 6: 323–332
6. Olstad DL et al. (2014) Choosing healthier foods in recreational sports settings: a mixed methods investigation of the impact of nudging and an economic incentive. Int J Behav Nutr Phys Act 11: 6
7. Skov LR et al. (2013) Choice architecture as a means to change eating behaviour in self-service settings: a systematic review. Obes Rev 14: 187–196
8. WHO (1986) URL: www.who. int/healthpromotion/confe rences/previous/ottawa/en/ index1.html Zugriff 09.10.15

Birgit Trenkwalder MSc
FH Gesundheit Tirol Lehre & Forschung
FH-Bachelor-Studiengang Diaetologie
E-Mail: birgit.trenkwalder@fhg-tirol.ac.at

Interessenkonflikt
Die Autorin erklärt, dass kein Interessenskonflikt besteht.

=> Das Special in diesem Heft ab S. M156 stellt Nudging in mehreren Beiträgen näher vor; auch der Original-Beitrag ab S. M143 berichtet von den Ergebnissen einer Nudging-Intervention.

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/16 auf Seite M137.