Ernährungssicherung: Bessere Methode zur Messung und Analyse des globalen Hungerproblems

Um Fortschritte beim weltweiten Kampf gegen den Hunger einschätzen zu können, muss man zunächst in der Lage sein, das Ausmaß des Hungers zu messen.

Frauen und Kinder sitzen vor einer Hütte in Malawi. © Stefan Koppmair
Der DALY-Index berücksichtigt auch die gesundheitlichen Folgen von Hunger und Mangelernährung, z. B. erhöhte Kindersterblichkeit, körperliche und geistige Entwicklungsstörungen und verstärktes Auftreten von Infektionskrankheiten.

Bisher wird das Ausmaß des Hungers i. d. R. an der Zahl der Menschen gemessen, die an Energie- oder Mikronährstoffmangel leiden. Diese Zahl ist jedoch wenig aussagekräftig, da verschiedene Formen des Hungers ganz unterschiedliche gesundheitliche Probleme verursachen können. WissenschaftlerInnen am Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen zeigten nun, wie sich die verschiedenen Formen des Hungers mithilfe von Gesundheitsdaten und der Berechnung des sog. DALY-Indexes besser messen und vergleichen lassen [1]. Anstatt nur die betroffenen Menschen zu zählen, berücksichtigt der DALY-Index die gesundheitlichen Folgen von Hunger und Mangelernährung, z. B. erhöhte Kindersterblichkeit, körperliche und geistige Entwicklungsstörungen und verstärktes Auftreten von Infektionskrankheiten.

Auf der Basis von Daten aus rund 190 Ländern berechneten die Wissenschaftler den DALY-Index für unterschiedliche Zeitpunkte. Die Ergebnisse zeigen, dass die gesundheitlichen Folgen des Hungers in den vergangenen Jahrzehnten deutlich reduziert werden konnten. „Seit 1990 hat sich das Ausmaß des Hungerproblems mehr als halbiert“, erklärt Erstautorin Dr. Theda GÖDECKE. Weitere statistische Analysen zeigen, dass dies in erster Linie an wirtschaftlichem Wachstum lag, außerdem an Steigerungen in der Nahrungsproduktion, einer verbesserten Ausbildung v. a. für Mädchen und Frauen sowie einer verbesserten Gesundheitsversorgung.

„Allerdings waren die Fortschritte bei der Bekämpfung des Kalorienmangels deutlich größer als die bei der Bekämpfung des Mikronährstoffmangels“, so GÖDECKE. „Allgemeine wirtschaftliche und soziale Entwicklungen sind enorm wichtig, werden aber alleine nicht ausreichen, um den Hunger in absehbarer Zeit beenden zu können“, unterstreicht Prof. Dr. Matin QAIM, Koautor der Studie. „Vor allem zur Bekämpfung des versteckten Hungers sind auch gezieltere Maßnahmen erforderlich.“

Literatur:
1. Gödecke T, Stein AJ, Qaim M (2018) The global burden of chronic and hidden hunger: trends and determinants. Global Food Security [doi.org /10.1016/j.gfs.2018.03.004]

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen, Pressemeldung vom 12.04.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/2018 auf Seite M239.

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