Wöchentlicher Maximalalkoholkonsum: Mehr als 100 g/Woche Reinalkohol verkürzen das Leben deutlich

In einer in der Fachzeitschrift Lancet erschienen Untersuchung haben Wissenschaftler die Trinkgewohnheiten von 600 000 Menschen aus 19 Ländern weltweit verglichen. Die Ergebnisse definieren die Grenze für einen wöchentlichen Maximalalkoholkonsum neu: Wer mehr als 100 g Reinalkohol pro Woche konsumiert, riskiert eine Verkürzung der Lebenszeit.

Weinflasche und ein Glas Wein
Bereits ab 100 g Reinalkohol pro Woche, bspw. enthalten in 2 L Bier oder 0,75 L Weißwein, steigt die Gesamtsterblichkeit deutlich, die Lebenserwartung sinkt.

Im letzten „Alkoholatlas Deutschland 2017“ wurde ein riskanter Alkoholkonsum wie folgt definiert: Bei mehr als 20 g Reinalkohol für Männer und mehr als 10 g für Frauen pro Tag ist langfristig mit schweren gesundheitlichen Schäden zu rechnen. Pro Woche sollten Männer also keinesfalls mehr als 140 g und Frauen mehr als 70 g zu sich nehmen1. Die jetzt veröffentlichte Untersuchung unterschreitet diesen Wert nochmals.

Die Grenze, oberhalb derer die Gesamtsterblichkeit deutlich anstieg, lag hier bereits bei 100 g Reinalkohol pro Woche. Das entspricht in etwa 2 L Bier oder knapp 1 Flasche Weißwein mit 0,75 L/Woche. Die Daten für diese neue Berechnung entnahmen die Wissenschaftler 83 prospektiven Studien. Bei der Auswertung wurden auch Alter, Tabakkonsum, Bildungsniveau und Beruf berücksichtigt.

Lebenserwartung sinkt um mehrere Jahre

Mit steigendem Alkoholkonsum steigt demnach das Sterblichkeitsrisiko. Das bedeutet: Über 200 g pro Woche verkürzen die Lebenserwartung um 1–2 Jahre, über 350 g pro Woche sogar um bis zu 5 Jahre. Die Wissenschaftler fanden in puncto alkoholbedingte Sterblichkeit keine nennenswerten Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Neben der erhöhten Gesamtsterblichkeit stieg laut der Studie v. a. das Risiko für Schlaganfälle, tödliche Aneurysmen und Herzversagen sowie tödlichen Bluthochdruck. Die Forscher beobachteten allerdings auch das bekannte Phänomen, dass bei moderatem Alkoholkonsum weniger Herzinfarkte auftraten. „Derzeit variieren die Empfehlungen zum gesundheitlich risikoarmen Alkoholkonsum innerhalb der westlichen Länder erheblich“, kritisiert Rudolf KAAKS vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Sinnvoll wäre es, hier weltweit eine Vereinheitlichung anzustreben.”

1 Beitrag „Alltagsdroge Alkohol” ab S. M270 in diesem Heft

Literatur:
1. Wood AM et al. (2018) Risk thres holds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data on 599,912 current drinkers in 83 prospective studies. Lancet [DOI: 10.1016/S0140-6736(18)30134-X]

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Pressemeldung vom 13.04.2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 5/2018 auf Seite M237.

Das könnte Sie interessieren
Glückwunschanzeigen zum 70. Jubiläum der ERNÄHRUNGS UMSCHAU weiter
Medienumschau 6/2024 weiter
Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert weiter
Kallistatin hat positive Effekte auf den Stoffwechsel weiter
Ungünstige Kohlenhydrate früh am Morgen – ein mögliches Problem für „Eulen“ weiter
Fehlernährung und vorzeitige Todesfälle weiter