Stoffwechselforschung: Süßigkeiten verändern unser Gehirn

Warum wir zu Schokolade, Chips und Pommes nur schwer Nein sagen können, haben Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln, in Zusammenarbeit mit der Yale University in einer aktuellen Studie untersucht [1]. Sie konnten zeigen, dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt das menschliche Gehirn verändern: Beim regelmäßigen Verzehr auch nur kleinster Mengen lernt das Gehirn, auch weiterhin genau diese Lebensmittel konsumieren zu wollen.

„Unsere Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sog. westlichen Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt“, erklärt Sharmili Edwin Thanarajah, Erstautorin der Studie.
Um diese These zu überprüfen, gaben die Wissenschaftler*innen 26 Studienteilnehmer* innen über acht Wochen zusätzlich zu ihrem normalen Ernährungsplan pro Tag einen kleinen Pudding, der viel Fett und Zucker enthielt. Die Kontrollgruppe erhielt einen Pudding, der zwar die gleiche Energiemenge, aber weniger Fett enthielt.
Die Messung der Hirnaktivitäten ergab, dass die Antwort des Gehirns auf fett- und zuckerreiche Nahrung in der Gruppe, die den zucker- und fetthaltigen Pudding erhielt, nach acht Wochen stark erhöht war. Insbesondere wurde bei dieser Gruppe das dopaminerge System aktiviert, also die Region im Gehirn, die für Motivation und Belohnung zuständig ist.
Laut Studienleiter Marc Trittgemeyer zeigten die Messungen der Gehirnaktivitäten, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Süßigkeiten und Fast Food neu vernetzt und unterbewusst lernt, belohnendes Essen zu bevorzugen. Durch diese Veränderungen im Gehirn würden unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugt, die viel Fett und Zucker enthalten.
Während des Studienzeitraums nahmen die Teilnehmer*innen der Interventionsgruppe nicht mehr an Gewicht zu als die der Kontrollgruppe. Blutglukose und Cholesterinwerte blieben in beiden Gruppen unverändert. Das Forschungsteam nimmt aber an, dass die Vorliebe für zuckerhaltige Nahrungsmittel auch nach Ende der Studie andauern wird.

Literatur
1. Thanarajah SE, DiFeliceantonio AG, Albus K, et al.: Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in humans. Cell Metabolism 2023; 35(4): 571–84.

Quelle: Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, Pressemeldung vom 22.03.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2023 auf Seite M275.

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