Ernährung im Alter: Mikronährstoffe im Fokus

Der Alterungsprozess ist mit einem veränderten Bedarf an essenziellen Mikronährstoffen verbunden. Doch gerade bei älteren Menschen tritt häufig ein Mangel an Mikronährstoffen auf, der im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten, z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, steht.

Ursachen können u. a. eine unausgewogene Ernährung, chronische Krankheiten, Rauchen oder Veränderungen im Geschmackssinn sein. Ein weiterer Grund für einen Mikronährstoffmangel könnte auch eine altersabhängige verringerte Bioverfügbarkeit sein, d. h., wie schnell und in welchem Umfang der Dünndarm die Mikronährstoffe resorbiert und in den Blutkreislauf abgibt.
Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler*innen vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) und von der Universität Potsdam die Bio-MiEL-Studie durchgeführt [1]. Ziel war es, die postprandiale Variabilität – d. h. die dynamischen Veränderungen der Mikronährstoffkonzentrationen nach einer standardisierten Interventionsmahlzeit – und die Bioverfügbarkeit von essenziellen Spurenelementen, Vitaminen und Carotinoiden in verschiedenen Altersgruppen zu untersuchen. Insgesamt nahmen 43 Proband*innen teil, darunter 21 junge (Durchschnittsalter: 26,9 Jahre) und 22 ältere Männer und Frauen (Durchschnittsalter: 66,8 Jahre).
Die Wissenschaftler*innen bestimmten zunächst bei allen Teilnehmenden die Basiskonzentrationen von Eisen, Kupfer, Zink, Selen, Jod, freiem Zink, Vitamin C, Retinol, Lycopin, β-Carotin, α-Tocopherol und γ-Tocopherol im Blut. Anschließend erhielten die Proband*innen eine pflanzliche Testmahlzeit, bestehend aus einem mikronährstoffreichen Aufstrich und einem Smoothie. In den folgenden sechs Stunden nach der Nahrungsaufnahme wurden die dynamischen Veränderungen der Mikronährstoffkonzentrationen im 90-Minuten-Takt erfasst.
Die Ergebnisse der BioMiEL-Studie zeigen, dass die Konzentrationen von Zink und des Carotinoids Lycopin bei älteren Menschen niedriger sind als bei jüngeren. Postprandial schwankten besonders Zink und Vitamin C, dabei konnte beobachtet werden, dass v. a. individuelle und weniger altersbedingte Unterschiede bestehen.
Die Konzentration von Selen war bei älteren Teilnehmenden höher, und es wurden zeitabhängige Unterschiede beobachtet. Auch Kupfer zeigte höhere Basiskonzentrationen bei älteren Teilnehmenden, mit signifikanten Veränderungen nach der Nahrungsaufnahme. Die Kupfer-Zink-Verhältnisse unterschieden sich altersabhängig, was auf ihre Rolle als Biomarker für das Altern hinweist. Bei Eisen wurden keine altersabhängigen Unterschiede in den Basiskonzentrationen festgestellt, aber signifikante Veränderungen nach der Nahrungsaufnahme, insb. bei älteren Teilnehmenden. Laut Dr. Daniela Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Molekulare Toxikologie am DIfE, war der Anstieg von Vitamin C nach dem Verzehr des Smoothies sehr anschaulich. Es zeigte sich, dass jeweils ein Glas schwarzer Johannisbeer- und Apfelsaft reichen, um die Vitamin-C-Konzentration im Blut zu vervielfachen.
Die Studienergebnisse unterstreichen den Bedarf an gezielten Maßnahmen, die auf altersbedingte Veränderungen der Nährstoffaufnahme eingehen. Gleichzeitig bieten sie wertvolle Ansätze, um einen Mangel an Mikronährstoffen bei älteren Erwachsenen gezielter zu bewältigen.

Literatur
1. Pellowski D, Kusch P, Henning T, et al.: Postprandial micronutrient variability and bioavailability: an interventional meal study in young vs. old participants. Nutrients 2024; 16(5): 625.

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Pressemeldung vom 14.03.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2024 auf Seite M252.

Das könnte Sie interessieren
DFG veröffentlicht Positionspapier zum künftigen EU-Forschungsrahmenprogramm weiter
Semaglutid bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankung weiter
Thromboserisiko durch Erythrit? weiter
Xylit ist mit erhöhtem Risiko für Herzprobleme verbunden weiter
Milch-, Käse- und Butterverbrauch sinkt erneut weiter
Übergewicht in der Jugend erhöht Risiko weiter