Gompertz-Gesetz: Zusammenhang von Sterblichkeit und Lebensalter bei Typ-2-Diabetes

Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) und des Robert Koch-Instituts (RKI) haben eine Gesetzmäßigkeit, das Gompert-Gesetz, für den Zusammenhang von Sterblichkeit und Lebensalter bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mellitus entdeckt.

Das Gesetz basiert darauf, dass sich biologische Prozesse im Körper im Laufe des Lebens so verändern, dass es zu einem höheren Risiko für Krankheiten und letztendlich zum Tod kommt. Die Entwicklung der Sterblichkeit erfolgt dabei exponentiell, was bedeutet, dass sie sich mehr beschleunigt, je älter man wird. Forschende unter Leitung des DDZ nutzten nun Gompertz-Modelle, um die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes genauer zu untersuchen [1]. Dabei konnte die Mortalitätsrate durch das Gompertz-Gesetz sehr genau vorhergesagt werden. „Auf einer Skala von 0 % bis 100 % wurden Werte von über 97 % erreicht – solch gute Prognosen findet man nur äußerst selten in der empirischen Forschung“, sagt Erstautor Prof. Oliver Kuß, Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ.
Ausgewertet wurden die Daten aller in Deutschland gesetzlich Versicherten (mehr als 47 Mio., davon über 6 Mio. mit Typ-2-Diabetes) aus dem Jahr 2013. Diese Daten wurden für ein Jahr nachverfolgt. In diesem Zeitraum wurden 760 000 Sterbefälle beobachtet, davon 288 000 bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die Ergebnisse zeigen, dass die Sterblichkeit bei Menschen mit Typ-2-Diabetes in Deutschland ab dem 30. Lebensjahr jedes Jahr konstant um 8,3 % bei Männern und um 10,2 % bei Frauen steigt. Der stärkere Anstieg der Sterblichkeit bei Frauen ist auf die grundsätzlich höhere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen. Sie starten von einem niedrigeren Basisniveau und in hohen Lebensaltern erfolge eine Angleichung der Sterblichkeit, sodass der Unterschied zwischen den Geschlechtern dann immer kleiner werde, erklärt Kuß. Die Gültigkeit des Gompertz-Gesetzes konnte auch in der Gruppe der Menschen ohne Typ-2-Diabetes gezeigt werden: Die Sterblichkeit von Frauen mit Diabetes war nahezu identisch mit derjenigen von Männern ohne Diabetes. „Der allgemeine Vorteil der Frauen bei der Lebenserwartung geht also verloren, wenn sie an Diabetes erkrankt sind“, folgert Kuß. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein*e Diabetiker*in vor einem Menschen ohne Typ-2-Diabetes stirbt, bei Frauen 61,9 % und bei Männern 63,3 % beträgt.

Literatur
1. Kuss O, Baumert J, Schmidt C, et al.: Mortality of type 2 diabetes in Germany: additional insights from Gompertz models. Acta Diabetol 2024.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Pressemeldung vom 15.03.2024



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 5/2024 auf Seite M256 bis M257.

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