Forschungsförderung: Zu viel Nahrungsenergie fördert Entzündungen im Gehirn

Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Stoffwechselforschung erhält Prof. Dr. Matthias Tschöp, Direktor des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum München, einen ERC Advanced Grant. Diese höchstmögliche Förderung durch den Europäischen Forschungsrat ist mit 2,48 Mio. € dotiert und wird über fünf Jahre zur Verfügung gestellt.

Tschöp und sein Team untersuchen den Zusammenhang von Entzündungsreaktionen im Gehirn mit Adipositas und Diabetes mellitus. Im Projekt HypoFlam analysieren sie die Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen im Hypothalamus, der als wichtigste Schaltzentrale des vegetativen Nervensystems gilt. Hier werden u. a. Kreislauf, Körpertemperatur und Sexualverhalten gesteuert, aber auch die Aufnahme von Nahrung sowie der Zellstoffwechsel in Fettgewebe und Leber. Zugrunde liegt die Beobachtung der Forschungsgruppe, dass eine gesteigerte Aufnahme von Fett und Zucker zu Immunreaktionen im Hypothalamus führt: Durch den Verzehr von energiereicher Nahrung laufen im Hypothalamus Prozesse ab, die man typischerweise auch nach Hirngewebsverletzungen sieht.

„Unsere Hypothese ist, dass die gesteigerte Aufnahme von Kalorien zu entzündungsähnlichen Prozessen im Hypothalamus führt und dieser dadurch in seiner Funktion beeinträchtigt wird“, erklärt Tschöp. „Die Folge wäre ein weiterer Kontrollverlust in Richtung mehr Übergewicht und Diabetes.“ „Unser Ziel ist es, die zellulären Kontroll- und Kommunikationsprozesse aufzudecken und Stellschrauben zu finden, an denen wir eingreifen können“, so Tschöp. „Sollte das gelingen, könnten wir versuchen präzise und personalisierte Therapien zu entwickeln, um Diabetes und Adipositas ursächlich zu behandeln und nicht erst gegenzusteuern, wenn die Zellkommunikation in Kontrollzentren bereits irreversibel gestört ist.“

Quelle: Helmholtz Zentrum München, Pressemeldung vom 20.04.2016



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/16 auf Seite M321.

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