Nachhaltigkeit: Planetarische Grenzen

(stg) Woran kann man erkennen, wie stark unser Planet belastet bzw. ob er womöglich sogar schon überlastet ist? Bereits 2009 hat eine internationale Gruppe von 28 renommierten WissenschaftlerInnen um Johan Rockström, Direktor des Stockholmer Resilienz-Zentrums, zur Beantwortung dieser Frage die planetarischen Grenzen vorgeschlagen [1].

Abb. 1: Planetarische Grenzen [Rockström et al. (2009) (1)]
Abb. 1: Planetarische Grenzen [Rockström et al. (2009) (1)]

Rockström et al. differenzieren 10 Bereiche, die die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten bestimmen. Für 8 der 10 Bereiche wurden konkrete Grenzen quantifiziert: Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, Stickstoff- und Phosphoreintrag in die Biosphäre, globale Süßwassernutzung, Landnutzungsveränderungen und Verlust von Biodiversität. Ein Überschreiten der Grenzwerte kann (z. T. irreversible) Veränderungen der ökologischen Rahmenbedingungen verursachen, die sich zu einem Risiko für zukünftige Generationen entwickeln können. Für zwei planetarische Systeme (Verschmutzung durch Chemikalien und atmosphärische Aerosolbelastung) wurden keine Grenzwerte angegeben, da dies der Stand der Wissenschaft (noch) nicht erlaubt.

Die zwei inneren, dunkelblauen Kreise kennzeichnen den sicheren Handlungsspielraum für die planetarischen Systeme. Die roten Flächen stellen eine Schätzung der gegenwärtigen Situation für jeden Bereich dar (• Abbildung 1).

Datenanalysen von Rockström et al. aus dem Jahr 2009 ergaben, dass die Bereiche Klimawandel, Verlust der Biodiversität und Eintrag von Stickstoff in die Biosphäre bereits überschritten sind.

Kritisiert wird an dem Konzept, dass die Belastbarkeit (Resilienz) der festgelegten Grenzwerte nicht für alle Bereiche gleichermaßen gut erforscht und belegt ist. Eine Stärke der „planetarischen Grenzen“ ist jedoch die Perspektive, die verschiedene ökologische Problemfelder einzeln darstellt und doch aufeinander bezieht und in Zusammenhang betrachtet. Dies kann als Ansatz für einen globalen Aktionsrahmen genutzt werden.

Abb. 2: Planetarische Grenzen [nach Fleischatlas 2018 (2)]
Abb. 2: Planetarische Grenzen [nach Fleischatlas 2018 (2)]

Das System der planetarischen Grenzen wird immer wieder anhand neuerer Daten aktualisiert. Eine aktuelle Darstellung zeigt der Fleischatlas 2018 [2], in die Daten von 2015 eingeflossen sind. In dieser Version sind die Bereiche Stickstoff- und Phosphoreinträge in die Biosphäre als ein Bereich zusammenfasst. Diese Analyse bewertet die Bereiche Schäden an der Biosphäre (Biodiversitätsverluste und Verlust ökologischer Funktionen) sowie Stickstoff- und Phosphoreinträge als überschritten und mit hohem Risiko. Klimawandel und Landnutzungsänderungen bspw. durch Abholzung werden in die Kategorie „zunehmendes Risiko“ eingeordnet.

Literatur:

  1. Rockström J. et al. (2009) A safe operating space for humanity. Nature 461: 472–475 
  2. Heinrich-Böll-Stiftung, BUND, Le Monde Diplomatique (Hg). Fleischatlas 2018. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel. Berlin, (2018)

Quellen:
- Bundesministerium für Bildung und Forschung, Projektgruppe Wissenschaftsjahr 2012. Unser Planet hat Grenzen. URL: www.wissenschaftsjahr.de/2012/die-rohstoff-expedition/die-rohstoff-expedition/lern-und-arbeitsmaterial/planet-hat-grenzen.html Zugriff 18.07.18
- Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste. Aktueller Begriff Nachhaltige Entwicklung – „Planetare Grenzen“. (2014)



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 8/2018 auf Seite M419.

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