Verbraucherschutz: Werbung steigert Energieaufnahme bei Kindern
- 15.08.2018
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- Redaktion
160 Kinder eines Feriencamps wurden zufällig in vier Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 sah täglich einen 10-minütigen Film mit Werbeunterbrechungen für ungesunde Produkte wie Frühstücksflocken, ein Burger-Menü oder Schokoladencreme. Gruppe 2 spielte zusätzlich ein kurzes Computerspiel mit ähnlicher Werbung. Gruppe 3 und 4 erhielten dieselbe Intervention, sahen aber Werbung für andere Produkte (Non-Food). Gemessen wurde, wie viel die Kinder bei Frühstück und Mittagessen sowie in einer Snackpause direkt nach dem Film/Spiel essen.
Kinder, die in TV und Computerspiel Werbung für ungesunde Produkte sahen, aßen am Tag durchschnittlich 46 kcal mehr als die Kinder der Kontrollgruppen. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei bereits übergewichtigen Kindern – sie aßen 95 kcal mehr. Dabei wurden nicht einmal die beworbenen Produkte angeboten: Die Werbung verführte die Kinder offenbar generell dazu, mehr zu essen. Bietet man den Kindern genau den beworbenen Snack an, fällt der Effekt noch dramatischer aus – das zeigt eine Studie aus den USA mit 60 Vorschulkindern [2]. Sie konsumierten mit Snack-Werbung 30 % mehr Energie als ohne. Die Studien bestätigen die Befunde vieler anderer Untersuchungen. „Wissenschaftlich ist hinreichend erwiesen, wie schädlich Snack-Werbung für Kinder ist“, sagt Prof. Dr. med. Hans Hauner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Stiftung, „es ist deshalb nicht zu erklären, dass wir das als Gesellschaft immer noch zulassen.“ Die DANK (Deutsche Allianz nichtübertragbare Krankheiten) fordert die Bundesregierung auf, Werbung für ungesunde Produkte für Kinder generell zu verbieten.
Umgekehrt, auch das zeigen Studien, kann der Lebensmittelkonsum durch verständlichere Nährwertinformationen auch positiv beeinflusst werden. Die Experten begrüßen daher die Ankündigung des Herstellers Danone, ab 2019 das fünfstufige Ampelsystem Nutri-Score auch in Deutschland einzuführen. Studien in Online- und realen Supermärkten haben gezeigt, dass sich dadurch die Nährwertqualität des eingekauften Warenkorbs um 6–9 % verbessert [3] – auch bei Personen mit geringem Einkommen. Die DANK fordert ein verpflichtendes Ampelsystem in Deutschland. Dies wird, ebenso wie ein Verbot von an Kinder gerichtetem Marketing für dickmachende Produkte, auch von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen.
Literatur:
- Norman J et al (2018) Sustained impact of energy-dense TV and online food advertising on children’s dietary intake: a withinsubject, randomised, crossover, counter-balanced trial. Int J Behav Nutr Phys Act 15: 37
- Jennifer A et al. (2016) Randomized exposure to food advertisements and eating in the absence of hunger among preschoolers. Pediatrics 138: e20162361
- Chantal J, Hercberg S (2015) Discriminating nutritional quality of foods using the 5-Color nutrition label in the French food market: consistency with nutritional recommendations. Nutr J 14: 100
Quelle: Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Pressemeldung vom 12.07.2018
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 8/2018 auf Seite M418.