Intergovernmental Panel on Climate Change: Klimawandel schneller und intensiver

(stg) Der 6. IPCC-Klimabericht ist aus Sicht der AutorInnen ein Realitätscheck, denn: Der Klimawandel schreitet schneller und intensiver voran, als noch anhand der Daten für den 5. Bericht prognostiziert wurde – zudem sind alle Regionen der Welt betroffen. Die WissenschaftlerInnen betonen jedoch auch, dass menschliches Handeln immer noch das Potenzial hat, den Verlauf des Klimas zu beeinflussen, sofern schnell, drastisch und nachhaltig gehandelt wird.

WissenschaftlerInnen beobachten Klimaveränderungen in allen Weltregionen und im gesamten Klimasystem, so der Anfang August veröffentlichte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Viele der beobachteten Klimaveränderungen sind seit Tausenden, wenn nicht Hunderttausenden von Jahren beispiellos, und einige der bereits in Gang gesetzten Veränderungen – wie der anhaltende Anstieg des Meeresspiegels – sind über Hunderte bis Tausende von Jahren unumkehrbar.

Eine starke und anhaltende Verringerung der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und anderen Treibhausgasen würde den Klimawandel jedoch begrenzen. Während die Vorteile für die Luftqualität schnell eintreten würden, könnte es 20–30 Jahre dauern, bis sich die globalen Temperaturen stabilisieren. Der Bericht enthält neue Schätzungen über die Wahrscheinlichkeit, dass die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten die Marke von 1,5 °C überschreitet und kommt zu dem Schluss, dass eine Begrenzung auf knapp 1,5 °C oder sogar 2 °C unerreichbar ist, wenn die Treibhausgasemissionen nicht sofort, rasch und in großem Umfang verringert werden.

„Dieser Bericht ist ein Realitätscheck“, sagte die Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe I, Valérie Masson-Delmotte. „Wir haben jetzt ein viel klareres Bild des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Klimas, was wichtig ist, um zu verstehen, wohin wir uns bewegen, was wir tun können und wie wir uns vorbereiten können.“

Jede Region konfrontiert

Was die Menschen regional erleben, unterscheidet sich oft stark vom globalen Durchschnitt. So ist bspw. die Erwärmung über Land stärker als im globalen Durchschnitt und in der Arktis mehr als doppelt so stark. Der Bericht geht davon aus, dass die Klimaveränderungen in den kommenden Jahrzehnten in allen Regionen zunehmen werden. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C wird es immer häufiger zu Hitzewellen, längeren warmen und kürzeren kalten Jahreszeiten kommen; bei 2 °C würden Hitzeextreme häufiger kritische Toleranzschwellen für Landwirtschaft und Gesundheit erreichen.

Aber neben der Temperatur bringt der Klimawandel in verschiedenen Regionen eine Vielzahl unterschiedlicher Veränderungen mit sich, die sich mit der weiteren Erwärmung noch verstärken werden:

  • Intensivierung des Wasserkreislaufs: intensivere Niederschläge, Überschwemmungen, intensivere Trockenheit in vielen Regionen
  • Niederschlagsmuster: zunehmende Niederschläge in hohen Breitengraden, abnehmende Niederschläge in großen Teilen der Subtropen, Veränderungen bei den Monsun-Niederschlägen
  • Anstieg der Meeresspiegel in den Küstengebieten: häufigere, schwerere Überschwemmungen in niedrig gelegenen Gebieten, Küstenerosion; extreme Meeresspiegelereignisse, die bisher einmal in 100 Jahren auftraten, könnten bis zum Ende dieses Jahrhunderts jedes Jahr auftreten
  • Auftauen der Permafrostböden, Verlust der saisonalen Schneedecke, Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde, stärkerer Verlust des arktischen Meereises im Sommer
  • Veränderungen der Ozeane (einschließlich Erwärmung und häufigere Hitzewellen im Meer), Versauerung der Ozeane, geringerer Sauerstoffgehalt: eindeutig auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen; diese Veränderungen werden zumindest für den Rest dieses Jahrhunderts anhalten
  • Städte: Einige Aspekte des Klimawandels können sich verstärken, darunter Hitze, Überschwemmungen durch Starkniederschläge, Anstieg des Meeresspiegels in Küstenstädten

Der sechste IPCC-Bericht enthält erstmals eine detailliertere regionale Bewertung des Klimawandels, wobei der Schwerpunkt auf Informationen liegt, die in die Risikobewertung, Anpassung und andere Entscheidungsprozesse einfließen können: regionale Faktenblätter und der neu entwickelte interaktive Atlas ( interactive-atlas.ipcc.ch) enthalten mehr Infos.

Der menschliche Einfluss

„Es ist seit Jahrzehnten klar, dass sich das Klima der Erde verändert, und die Rolle des menschlichen Einflusses auf das Klimasystem ist unbestritten“, sagte Masson-Delmotte. Der Bericht zeigt auch, dass menschliches Handeln immer noch das Potenzial hat, den künftigen Verlauf des Klimas zu bestimmen. Es ist eindeutig erwiesen, dass CO2 die Hauptursache für den Klimawandel ist, auch wenn andere Treibhausgase und Luftschadstoffe das Klima ebenfalls beeinflussen.

Der Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe I, Panmao Zhai, fasst zusammen: „Die Stabilisierung des Klimas erfordert eine starke, rasche und nachhaltige Verringerung der Treibhausgasemissionen und das Erreichen von Netto-CO2-Emissionen. Die Begrenzung anderer Treibhausgase und Luftschadstoffe, insbesondere von Methan, könnte sowohl für die Gesundheit als auch für das Klima von Vorteil sein.“

Quelle: IPCC, Pressemeldung vom 09.08.2021

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist das Gremium der Vereinten Nationen (UN) zur Bewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel. Die neuen IPCC-Einschätzungen beruhen auf verbesserten Beobachtungsdaten zur Bewertung der historischen Klimaerwärmung sowie auf Fortschritten im wissenschaftlichen Verständnis der Reaktion des Klimasystems auf vom Menschen verursachte Treibhausgasemissionen.



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2021 auf Seite M509.

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