14. Dreiländertagung: Wissenschaft und ihre Kontroversen
- 15.11.2016
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- Myrna Apel
Am 6. und 7. Oktober fand die 14. Dreiländertagung der Ernährungsfachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg statt. Die Tagung zeigte deutlich: Wissenschaftliche Ergebnisse können für Verwirrung sorgen und sollten fachlich korrekt bewertet werden.
Auf der Kooperationstagung sollten kontroverse Ernährungsthesen auf den Prüfstand gestellt werden, denn diese sind sowohl für Wissenschaft und Forschung als auch für Ernährungsbildung und -beratung von Bedeutung.
Die Auftaktrede hielt Kimber STANHOPE von der UC Davis School of Veterinary Medicine in den USA. Sie referierte über Zuckerkonsum, Stoffwechselkrankheiten und Adipositas und machte u. a. auf die Problematik industriefinanzierter Studien aufmerksam.
Prof. Dr. Peter STEHLE (Universität Bonn) sprach über Proteine und ihre Zufuhr. Aufgrund der erheblichen Entwicklungen im Bereich Methodik, Ernährungsphysiologie und -medizin sei eine Überarbeitung der Referenzwerte für Protein unumgänglich; auch das Konzept der „Nährwertrelation“ sollte überdacht werden.
Die schweizerische Professorin Heike BISCHOFF-FERRARI räumte mit einer Fehlannahme zur Knochendichte auf: „Erste Calcium-Balance- Studien zeigten zwar, dass eine hohe Proteinzufuhr auch die Kalziumausscheidung erhöht. Die weitere Forschung hat allerdings Spekulationen zur Knochendichte relativiert und erwiesen, dass Personen mit einer höheren Proteinzufuhr eine höhere Bone Mineral Density und somit weniger Knochenabbau hatten.“
Zum Zusammenhang zwischen erbgutschädigenden Substanzen in rotem Fleisch und Krebs erläuterte Prof. Dr. Pablo STEINBERG (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover), dass aufgrund der sehr geringen mit der Nahrung zugeführten Mengen an heterozyklischen aromatischen Aminen das mit der Zufuhr verbundene Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, als sehr gering einzustufen ist. Anders verhält es sich dagegen mit endogen gebildeten Nitrosoverbindungen: Deren Bildung im Stuhl steigt nach dem Verzehr von rotem Fleisch sehr stark an und ist daher mit einem erhöhten Risiko für Dickdarmkrebs assoziiert.
Als Trendthema im Bereich kontrovers diskutierter wissenschaftlicher Ergebnisse kann die Mikrobiomforschung bezeichnet werden. Prof. Dr. Dirk HALLER, Direktor des ZIEL – Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung an der TU München, sieht das Mikrobiom als „fundamentales Forschungsgebiet, das wir noch nicht kennen“. Er diskutierte verschiedene Adipositaskontroversen mit Mikrobiombezug.
Weitere Informationen über die Vorträge der Dreiländertagung und die dortige Verleihung der Journalisten-Preise können Sie im ausführlicheren Bericht in unseren Online-news vom 24.10.16 sowie in der nächsten Ausgabe der Ernährungs Umschau auf den DGE-Mitteilungsseiten lesen.
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/16 auf Seite M627.