Sekundäre Pflanzenstoffe: Senföle aus Kapuzinerkresse beeinflussen zellulären Glukose- und Entgiftungsstoffwechsel
- 15.11.2016
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- Redaktion
Die auch als Arzneipflanze bekannte Kapuzinerkresse enthält Senfölverbindungen, die sich durch einen scharfen Geschmack bemerkbar machen. Eine gemeinsame Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) und des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) lässt annehmen, dass Senföl aus Kapuzinerkresse neben der bekannten antibakteriellen Wirkung (• Kasten) auch antidiabetisch wirkt und Enzyme des Entgiftungsstoffwechsels aktiviert [1].
Neuere klinische Studien zeigen, dass senfölhaltige Extrakte aus Brokkoli-Sprossen nicht nur die Cholesterin- und Entzündungsmarker-Werte von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 günstig beeinflussen, sondern auch deren Glukosestoffwechsel. Ebenso hatten in anderen Studien Meerrettichextrakte positive Effekte auf die Wirkung des Botenstoffs Insulin.
Um herauszufinden, welche Mechanismen dieser antidiabetischen Wirkung zugrunde liegen, untersuchten die Wissenschaftler die Stoffwechseleffekte von Senföl aus Kapuzinerkresse mithilfe von Testsystemen, die auf in Kultur gehaltenen menschlichen Zellen basieren. Hierzu gaben sie unterschiedliche Konzentrationen einer aus Kapuzinerkresse isolierten Senfölverbindung (aromatisches Benzylglukosinolat) in das Nährmedium der Testzellen und fügten das pflanzliche Enzym Myrosinase1 hinzu, das die Verbindung in das Senföl Benzylisothiocyanat überführt. Es konnte beobachtet werden, dass das im Zellkulturmedium freigesetzte Senföl dosisabhängig die intrazellulären Signalwege des Botenstoffs Insulin moduliert. Ebenso verringerte es in den untersuchten menschlichen Leberzellen die Produktion von Enzymen, die für die Glukoseneubildung notwendig sind. „Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass das Senföl auch Schutzmechanismen gegen oxidativen Stress aktiviert, indem es die Produktion von Enzymen des zellulären Entgiftungsstoffwechsels stimuliert“, so die Erstautorin GUZMÀN-PÉREZ.
Literatur:
1. Guzmàn-Pérez et al. (2016) Benzylglucosinolate derived isothiocyanate from Tropaeolum majus reduces gluconeogenic gene and protein expression in human cells. PLOS ONE [DOI: 10.1371/ journal.pone.0162397]
Quelle: DIfE, Pressemeldung vom 11.10.2016
1 Myrosinase ist ein Enzym pflanzlicher Herkunft, das Senfölglykoside in Glukose und Senföle spaltet. Damit „wehrt“ sich die Pflanze gegen Fressfeinde, denn Senföle sind scharf riechend oder schmeckend. In der Pflanze sind Myrosinase und ihre Substrate (Senfölglykoside) getrennt voneinander in verschiedenen Zellen gespeichert. Erst bei Verletzung vermischen sich beide Komponenten und die Myrosinase spaltet die Senfölglykoside, sodass Senföle entstehen.
Hintergrund: Senföle
In der Natur kommen Senföle v. a. chemisch gebunden als so genannte Senfölglykoside (Glukosinolate) in Kreuzblütlern vor. Zu diesen Pflanzen gehören bspw. Senf, Brokkoli, Pak Choi, Radieschen, Meerrettich, Garten- und Kapuzinerkresse. Aus der Naturheilkunde ist seit langem bekannt, dass Senfölverbindungen aus Meerrettich und der essbaren Großen Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) antibakterielle Eigenschaften besitzen.
Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/16 auf Seite M626.