Gestörter Flüssigkeitshaushalt: Darum trinken Patienten mit Polydipsie und Polyurie so viel
- 08.08.2018
- News
- Redaktion
Für Polyurie und Polydipsie gibt es verschiedene Ursachen: Einerseits leiden Patienten an einem angeborenen oder erworbenen Hormonmangel, oder die Nieren sprechen auf das Hormon nur ungenügend an. Andererseits lässt sich krankhaft gesteigertes Durstempfinden auch antrainieren. Fehlerlerntes Trinkverhalten kann psychische oder medikamentös bedinge Ursachen haben. Deshalb sollten Ärzte zügig bestimmen, ob der Patient zu viel trinkt, weil er zu viel Urin ausscheidet und so einem Flüssigkeitsdefizit vorbeugt, oder ob er zu viel trinkt, weil sein Durstempfinden gestört ist.
Die Erkrankung Diabetes insipidus, die nicht mit Diabetes mellitus zu verwechseln ist, vereint sogar beide Symptome – diese Patienten setzen bis zu 20 Liter Flüssigkeit am Tag um.
Indirekter Durst-Versuch nicht mehr nötig
Verschiedene Hormone, wie etwa das Antidiuretische Hormon (Arginin Vasopressin Peptid, AVP), sorgen dafür, dass der Körper so wenig Wasser wie möglich verliert. Dieses Zusammenspiel gerät bei zu hohen Trinkmengen aus dem Takt: Wer konstant Flüssigkeit im Übermaß konsumiert, beeinträchtigt die Harnbildungsfunktion der Nieren – sie können die Flüssigkeitsmengen nicht mehr zurückhalten.
Wissenschaftler der Leipziger Universitätsmedizin sowie der Universitäten Basel und Würzburg haben ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem sich die jeweilige Ursache der Erkrankung bestimmen lässt. Hiefür bekommen die Patienten eine Infusion, gefolgt von einer Blutentnahme nach etwa einer Stunde. Die Ärzte bestimmen darin den Biomarker Copeptin, der Aufschluss über die körpereigene Bildung und Funktionalität des Hormons AVP gibt. Die Ergebnisse des Tests zeigen, ob AVP vom Gehirn nicht mehr ausreichend gebildet wird, in der Niere nicht mehr angemessen wirkt oder ob eine Störung des Durstempfindens den Beschwerden zugrunde liegt. Der unangenehme indirekte Durst-Versuch, bei dem die Patienten einen Tag lang gar nichts trinken dürfen, entfällt.
In einer großen, internationalen Studie haben die Wissenschaftler publiziert, dass das neue Verfahren in bis zu 96,5 Prozent der Fälle die richtige Ursache erkennt.
Originalarbeit: A Copeptin-Based Approach in the Diagnosis of Diabetes Insipidus, DOI: 10.1056/NEJMoa1803760.
Quelle: Universität Leipzig