DGE-Kongress: Viele Strategien sind für eine Ernährungssicherung mit Zukunft nötig
- 09.03.2018
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- Redaktion
„Ein zentraler Aspekt bei der Lösung der Probleme ist die Nachhaltigkeit, die in Hohenheim seit jeher eine große Rolle spielt. Sie war einer der zentralen Gründungsgedanken der Universität Hohenheim vor 200 Jahren“, sagte Prof. Dr. Lutz Graeve, Mitglied im Wissenschaftlichen Präsidium der DGE. „Und das ist bis heute so. Ein Großteil unserer Forschungsprojekte widmet sich ganz konkreten Aspekten und Fragestellungen der Nachhaltigkeit. Das zeigen unter anderem auch der Schwerpunkt Bioökonomie und die Forschungszentren für Ernährungssicherung und Gesundheitswissenschaften.“ Gemeinsam mit Prof. Dr. Jan Frank und Prof. Dr. Stephan C. Bischof hatte Prof. Graeve die wissenschaftliche Leitung des Kongresses inne.
In zahlreichen Vorträgen und Posterbeiträgen stellten Nachwuchswissenschaftler aktuelle Forschungsergebnisse etwa zur Analytik und biologischen Aktivität sekundärer Pflanzenstoffe, zur Ernährung vulnerabler Bevölkerungsgruppen, Gesundheitsförderung und Essverhalten sowie Herausforderungen in der Gemeinschaftsverpflegung vor. Die Vortrags- und Posterreihe „Ernährungssicherung für die Zukunft“ vertiefte das Kongressthema mit Fragestellungen zur Ökobilanz und Nährstoffzusammensetzung alternativer Proteinquellen. Auch die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der tierischen Lebensmittelproduktion wurde thematisiert. Ein Minisymposium beschäftigte sich mit Insekten als Lebens- und Futtermittel und das Nationale Ernährungsmonitoring des Max Rubner-Instituts fokussierte Ansätze zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in privaten Haushalten.
Welche Landwirtschaft taugt für die Zukunft?
Diese Frage stellte Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), in seinem Plenarvortrag. Er kritisierte unter anderem die nicht geschlossenen Stickstoffkreisläufe, die das Trinkwasser und viele Ökosysteme belasten und machte klar, dass eine zukunftsfähige Landwirtschaft auf stabilen Systemen basiert, die in sich und mit den von der Natur zur Verfügung gestellten hochwirksamen Kreisläufen funktionieren. Die intensive Landwirtschaft unter Einsatz vieler Pestizide würde dagegen unsere Ökosysteme ruinieren.
Der Schlüssel für den Übergang zu einer ökologischen Landwirtschaft liegt für zu Löwenstein außerdem in der „Kosteninternalisierung“. Es müsse Schluss damit sein, dass die Umwelt einen erheblichen Teil der Produktionskosten zahlen würde, statt damit den Preis der Produkte zu belasten. Am Beispiel des Fleischkonsums hieße das: Die Hälfte zum doppelten Preis. Das würde die Lebensmittelausgaben nicht erhöhen, sei gesundheitsfördernd und bilde einen Beitrag zur Sicherung der Welternährung.
Klimawandel und Nährstoffversorgung
Die vielfältigen Kausalketten, über die sich der Klimawandel auf den menschlichen Ernährungszustand auswirkt, erörterte Prof. Dr. Rainer Sauerborn, Leiter des Instituts für Public Health der Universität Heidelberg und Mitglied im Weltklimarat. Experimentelle Feldversuche zeigen, dass hohe CO2-Konzentrationen den Gehalt an Zink, Eisen und Protein in Weizen, Reis und Leguminosen verringern. Weitere Effekte des Klimawandels sind beispielsweise niedrigere Ernten durch Veränderungen im Niederschlag, geringere Produktivität der Landwirtschaft bedingt durch Hitze, Versalzung der Böden durch Überschwemmungen oder die Zunahme von Infektionskrankheiten und Diarrhoe bei Kleinkindern. Vor allem bei Kleinkindern und in ärmeren Bevölkerungsschichten folgen daraus häufigere und ausgeprägtere Mangel- und Unterernährung. Als Gegenmaßnahmen nannte Sauerborn die Verstärkung des Klimaschutzes, landwirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen sowie Ernährung und Gesundheitsdienste wie unter anderem Impfungen gegen Infektionskrankheiten.
Gezielte Düngestrategien für mehr Mikronährstoffe in Feldkulturen
Prof. Dr. Ismail Cakmak von der Sabanci Universität in Istanbul diskutierte die Rolle der Landwirtschaft bei der Bekämpfung von Mikronährstoffdefiziten beim Menschen. Diese seien trotz steigender verfügbarer Nahrung für den menschlichen Verzehr nach wie vor ein globales Gesundheitsproblem, insbesondere in Entwicklungsländern, zunehmend aber auch in gut entwickelten Ländern. Gut dokumentierte Mikronährstoffmängel sind zum Beispiel Zink-, Jod-, Eisen- und Selenmangel, an denen rund zwei Milliarden Menschen leiden und die diverse Gesundheitskomplikationen bedingen. In gezielten Düngestrategien sieht Cakmak eine nützliche, natürliche und kostengünstige Möglichkeit, um die Akkumulation von Mikronährstoffen in Feldkulturen zu verbessern und damit entsprechende Defizite beim Menschen deutlich zu reduzieren.
Quelle: DGE